Der Arbeitskreis „Archiv der Migration“ & das Institut für die Geschichten der Gegenwart laden zu Salongesprächen in die Fischerstiege:
Geschichte und Geschichten der Migration müssen endlich im kollektiven Gedächtnis Österreichs ankommen. Dies ist eine wichtige Form gesellschaftlicher Anerkennung – und zudem als Zeichen der Akzeptanz gegenwärtiger Realitäten längst überfällig. Es ist symptomatisch, dass Migration als zentraler Aspekt der Geschichte Österreichs weder integraler Bestandteil musealer Darstellungen noch historischer Erzählungen ist, abgesehen von nostalgischen Rückblicken auf das habsburgische Vielvölkerreich, die verklärte Nachbarschaftshilfe für Flüchtlinge (Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968) und einem wegweisenden Ausstellungsprojekt im Wien Museum 2004.
Es ist deutlich, dass es sich dabei um langfristige Prozesse handelt, wenn nachhaltige Veränderungen erreicht werden sollen. Gleichzeitig gibt es keine einfache und fertige Lösung für die genannte Herausforderung: Wie die Geschichte & Gegenwart der Migration ins kollektive Gedächtnis eingefügt werden könnte, welche Rolle dabei Museen und Archive spielen, wie das Thema dort einzubringen wäre, an welche Formen von Migration überhaupt zu denken ist, wie sich damit auch Museen und Archive verändern müssten? Nicht zuletzt wird zu erwägen sein, welche Stakeholder in diese Prozesse einzubinden sind. Welche Rollen spielen Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Parteienstaat?
Solche Fragen sollen in einer breiten öffentlichen Debatte verhandelt werden. Der Arbeitskreis „Archiv der Migration“ und das „Institut für Geschichten der Gegenwart“ haben sich daher zur Aufgabe gemacht, dieser Diskussion Anregungen zu geben und einen Raum zu öffnen: Mit relevanten Akteurinnen und interessierten Zeitgenossen wollen wir diese Frage in Form von Salongesprächen im Zentrum Wiens verhandeln. Die Termine sollen die Möglichkeit bieten, verschiedene Aspekte zu beleuchten, Ideen zu entwickeln, Allianzen zu schmieden – und schließlich die Projekte eines „Archivs der Migration“ und eines „Migrationsmuseums“ voranzubringen.
Dirk Rupnow, Ernst Schmiederer
Auftakt-Veranstaltung:
11.3.2013, 19:00, Hauptbücherei am Gürtel, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien
„Warum hinkt die Politik der Realität so weit hinterher?“
Natalie Bayer (Universität Göttingen, Ausstellung „Crossing Munich“): Bouncing Images. Politiken und Praktiken im Ausstellen und Sammeln der Migration
Podiumsdiskussion mit Terezija Stoisits (Volksanwältin), Dirk Rupnow (Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck), Arif Akkılıç (Arbeitskreis „Archiv der Migration“), Ernst Schmiederer (Institut für die Geschichten der Gegenwart)
Kommende Termine:
Salongespräche am Institut für die Geschichten der Gegenwart:
Fischerstiege 1–7, 1010 Wien (Gassenlokal: Blinklicht Media Lab),
jeweils Donnerstag, 19:00 Uhr
23.5.2013 „Stadt und Migration: Spuren, Entwicklungen, Realitäten“
DIin Shams Asadi, stv. Leiterin der Stelle zur Bekämpfung von Diskriminierungen der Wiener Landesregierung
Mag.a Dr.in Brigitte Rigele, Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs
20.6.2013 „Marginalisierte Geschichten sichtbar machen: Projekte und Strategien“
Mag.a Li Gerhalter, Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte, Uni Wien
Belinda Kazeem, Recherchegruppe zu Schwarzer österreichischer Geschichte und Gegenwart, Wien
Julya Rabinowich, Schriftstellerin, Wien
Mag. Hannes Sulzenbacher, QWien – Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte, Wien
26.9.2013 „Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit: Forschung und Anerkennung“
Anna-Verena Deinhammer/Andrea Romstorfer/Goran Novakovic, Ein Denkmal für Trümmerfrauen. Ein Denkmal für GastarbeiterInnen
Mag. Edwin Schäffer, Wirtschaftskammer Wien, Leiter des Diversity-Referats
24.10.2013 „Sammeln, vermitteln, gestalten: Strategien in unterschiedlichen Kontexten“
Büro trafo.K [Renate Höllwart, Elke Smodics, Nora Sternfeld], Wien
Kenan Güngör, Soziologe, Wien
Fatih Özçelik, Bodensee Amateur Fotografen, Dornbirn
Achtung: Terminänderung, NEU:
23.1.2014 „Museum und Migration: Beispiele und Möglichkeiten“
Mag.a Susanne Breuss/Mag. Gerhard Milchram/Mag. Dr. Werner-Michael Schwarz, Wien Museum
Mag. Dr. Christiane Hintermann, Institut für Stadt- und Regionalforschung der ÖAW, Wien
Mag.a Regina Wonisch, Forschungszentrum für historische Minderheiten, Wien