lebt meistens in Wien und seltener im Weinviertel. Als Journalist und Autor, als Verleger und Archivar ist er auf die Produktion von und den Handel mit Lebensgeschichten aller Art spezialisiert. Er betreibt das blinklicht media lab und die Interkultur-Plattform importundexport.at. Als Kolumnist hat er für „Die Zeit“, als Redakteur und Ressortleiter für „profil“ und „Format“, als USA-Korrespondent auch für das Schweizer Nachrichtenmagazin „Facts“ gearbeitet und dazwischen für Geo und zahlreiche andere Medien geschrieben. Als Herausgeber betreut er die Buchreihen „WIR. Berichte aus dem neuen OE“ sowie „Geschichten der Gegenwart“ und kümmert sich um deren Fundament, das „Archiv: Geschichten der Gegenwart“. Er schreibt Bücher („Asoziale Marktwirtschaft“, „Warum wir Fremde nicht wie Feinde behandeln dürfen“) und strickt Projekte auf den weiten Feldern von Kultur, Migration, Bildung, Demokratie, Jugend, Medien, Kunst. Er unterrichtet an der Wiener Sigmund Freud Privatuniversität. Er unterstützt Menschen bei der Entwicklung von Medienprodukten mit Rat und Tat. Er lässt sich aber auch sehr gerne ablenken.
Und sonst? Vielleicht noch eine kleine Geschichte. Über Menschen und ihre Geschichten.
Nun: Der wohl am stärksten autobiografisch geprägte Film Pedro Almodóvars sei „Leid und Herrlichkeit“, sagt die Filmkritik fast einstimmig. Salvador Mallo, gespielt von Antonio Banderas, ist wie Almodóvar in einer Kleinstadt aufgewachsen. Wie dieser hat er seine sexuelle Orientierung früh entdeckt. Und wurde, wie sein Erfinder, ein große Regisseur. Mallo trägt Kleidungsstücke von Almodóvar und lebt in einer Wohnung, die derjenigen Almodóvars in Madrid weitgehend gleicht. Dennoch möge man bitte nicht denken, dass dieser Film „genau mein Leben“ sei, betont Almodóvar. Das sei er nämlich nicht: „Da ist viel von mir drin, manches kommt direkt aus meinem Leben, anderes nicht – es hätte aber aus meinem Leben sein können.“
Immer wieder macht sich der Filmemacher anhand der eigenen Lebensgeschichte Gedanken über das Verhältnis von Fiktion und Realität. „Meine Filme sind aufrichtiger, sie sind ehrlicher, sie sind klarer als ich es bin“, hat er 2004 anläßlich der Präsentation seines Films „Schlechte Erziehung“ erzählt. Als Autor hätte er den Anspruch, all seinen Figuren gegenüber empathisch zu sein. „Ich neige dazu, sie zu erlösen. Das ist sehr katholisch – aber Erlösung ist wohl eine der reizvollsten Facetten der Religion.“
Im Film setzt der Missbrauch eines Buben durch einen Priester eine Szenenfolge in Gang, die in einem Interview für das Magazin der New York Times schließlich zur unvermeidlichen Frage führt, ob „Schlechte Erziehung“ ein autobiografischer Film sei. Almodóvar darauf: „Anything that isn’t autobiography is plagiarism“. Es sei „kein autobiografischer Film“, aber da er selbst nun einmal von Priestern erzogen worden sei, kenne er die Atmosphäre, die Stimmung dieser Welt, das ganze katholische Zeremoniell aus eigenem Erleben. Also doch irgendwie autobiografisch, möchte man triumphieren.
Doch da hat Almodóvar die Spirale längst schon wieder weitergedreht. In „Leid und Herrlichkeit“ überlässt er (s)einer alten Mutter das Wort. Worauf die ihrem Sohn unmissverständlich klar macht, was sie von seiner Methode hält: nichts!
PS: Den Hinweis auf das Zitat, das Sie auf diese Seite geführt hat, verdanke ich dem großartig belesenen Thomas Macho. Nach der Quelle gesucht und gefunden hat es immerhin – yours truly.