Am 17. November 2005 wurde die erste „Drinnen“-Kolumne von Ernst Schmiederer in der Österreich-Ausgabe der ZEIT gedruckt. „Es ist angenehm in Wien“, erzählte Simron Jit Singh damals: „Wie sauber diese Stadt ist. Der Hundedreck auf den Gehsteigen – ach, der stört mich nicht. Als Inder achte ich darauf, wo ich hintrete. Ich schaue auf den Boden beim Gehen. Nicht in die Luft. Das hilft, meistens.“
Seither hat Schmiederer Woche für Woche eine in Österreich lebende Ausländerin („Drinnen“) oder einen im Ausland lebenden Österreicher („Draußen“) in der ZEIT porträtiert. Jetzt ist eine Sammlung dieser Geschichten in Buchform im Wieser Verlag erschienen:
IMPORT/EXPORT:
LAUTER AUSLÄNDER // NOCH MEHR AUSLÄNDER
BERICHTE AUS NÄCHSTER NÄHE // BERICHTE AUS DER FERNE
Zur Buchpräsentation in der Wiener Hauptbücherei lasen Dessi Urumova und Harald Krassnitzer; der in Wien lebende türkische Musiker Alp Bora griff zur Gitarre; Verleger Lojze Wieser und ZEIT-Redaktionsleiter Joachim Riedl erläuterten, was diejenigen, die Drinnen sind, mit denen verbindet, die Draußen leben. Für angemessene Getränke sorgte René Pollak, der seine Weine im Weinviertel hart an der tschechischen Grenze keltert. (Herzlichen Dank an alle Beteiligten auch von dieser Stelle!)
Bestellungen, Anfragen, Nachfragen, Beschwerden an info [at| importundexport.at
Im Vorwort des Buches fordert der ehemalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer eine größere Sachlichkeit in der Migrations-Debatte ein; ein Auszug daraus erscheint vorab in der ZEIT.
In einem einleitenden Essay fokussiert Joachim Riedl, der diese ZEIT-Kolumne 2005 zum Start der Österreich-ZEIT erdacht und im Blatt etabliert hat, auf die Hauptdarsteller des Buches – auf moderne Nomaden:
„Die einen sind drinnen und die anderen sind draußen. So simpel liest sich die Logik des Nationalstaates. Die drinnen genießen Privilegien, die denen draußen vorenthalten werden, die sie vielleicht anstreben aber nur mit höchster Anstrengung erringen werden – möglicherweise, mit viel Glück, wahrscheinlich aber eher nicht. Es sind die Privilegien der Duldung, der Akzeptanz, der Gleichbehandlung. Davor hat der Staat die Staatsbürgerschaft gestellt und er hat viele Hürden errichtet, die den Zugang zu diesem Dokument verwehren. Drinnen und draußen: ein meist unüberwindlicher Graben trennt beide Begriffe.“