Meine Arbeit ist einfach. Und genau deshalb so schwer zu erklären. Im Grunde versuche ich, Sachen zu verstehen, die man nicht verstehen kann. Man hat Momente, wo man mit sich alleine ist und über das Leben nachdenkt. Ich konfrontiere mich mit Momenten, in denen es still ist. Da stellen sich Fragen nach der Existenz: warum das alles? Ich suche dabei aber keine Antworten. Wenn ich merke, dass ich einer Antwort nahekomme, dann bin ich vielleicht zuvor irgendwo falsch abgebogen. Mir geht es einfach um ein tieferes Verständnis der sogenannten Realität.
Die Themen sind unterschiedlich. Am Beispiel eines Raumes: wenn es keine Möbel gibt, spürt man das irgendwie. Angenommen es steht ein Tisch in diesem Raum. Was passiert, wenn wir diesen Raum verlassen? Der Tisch bleibt ein Objekt – mit oder ohne uns. Wir nutzen diesen Tisch Tag für Tag. Aber was passiert in dem Moment, wo wir den Tisch hinter uns lassen? Der Tisch bewohnt den Raum. Wir sind nur Touristen. Meine Arbeit schafft Bewusstsein für solche Verbindung.
Mein Vater ist Künstler. Er kommt von der Malerei, hat sich aber über Musik und Soundinstallationen neue Arbeitsfelder geschaffen. Wir arbeiten mit subtilen Elementen, abgesehen davon aber ganz unterschiedlich. Er lernt neue Dinge und ist digital unterwegs. Ich bin analog gepolt, muss die Dinge angreifen können. Aber natürlich hat mein Vater großen Einfluss auf mich – obwohl ich versuche, das nicht so zu sehen.
Ich entstamme einer typischen modernen Familie: Eltern geschieden, zwei Halbgeschwister, der Bruder ist zehn Jahre älter, die Schwester fast 20 Jahre jünger als ich. Musik war zuhause wichtig. Rock, Beatles, Klassik, alte Musik – wir haben immer irgendwas gehört. Als Vierjährige habe ich mit Geige begonnen. Später kamen Klavier und Cello dazu. Im Klavierunterricht wurde klar, dass ich keine Interpretin bin. Ich bin zu ungeduldig. Wenn ich ein Stück üben sollte, habe ich es lieber verändert. So bin ich Komponistin geworden und habe in Santiago den Bachelor in Komposition gemacht.
Anschließend kam ich als Au-pair nach Freiburg im Breisgau. Der Zufall wollte, dass eine Komponistin, mit der ich in Kontakt war, auch in Freiburg lebte: Carola Bauckholt, Professorin für Komposition und zeitgenössisches Musiktheater an der Bruckner Uni in Linz. Bei ihr habe ich ein Masterstudium absolviert, das intensiver war als alles, was ich zuvor in Santiago erlebt hatte. Unsere Klasse war aus der halben Welt zusammengewürfelt. Diese Mischung hat mir gut getan. Dazu kam, dass Carola immer interessante Leute eingeladen hat, Avantgarde eben. Unser Arbeiten war frei, sehr experimentell. Das hat mich auf meinen Weg gebracht. Dazu habe ich dann in Wien noch einen Master in TransArts gemacht.
Freiheit wurde mein Thema. Angefangen bei Video, später mit Animation. Ich habe Elemente des Theaters integriert, mit Tänzern gearbeitet und seither einfach nicht mehr aufgehört. Ich singe eigene Kompositionen, habe drei Alben veröffentlicht, bin in vielen europäischen Ländern sowie in Chile tätig und auch mit meinen visuellen Arbeiten präsent. Mein Trick: ich muss einfach immer weitermachen. Würde ich das nicht tun, käme die Angst, kämen die Fragen. Was soll das? Was tue ich da? So aber bleibe ich immer neugierig, wohin mich das Weitertun noch führen wird.