Mein Bruder Klaus ist Fliesenlegermeister. Ich bin Fleischermeister. Wir haben einen Landwirtschafsbetrieb und eine kleine Fleischhauerei geerbt. Als sich die Gelegenheit ergab, Fleischwaren nach Russland zu exportieren, haben wir dort gleich nach weiteren Geschäftsmöglichkeiten gesucht. So sind wir auf den Zander gekommen: Das Produkt schien Zukunft zu haben, und wir rechneten mit guten Profitchancen. Das Geschäft mit dem Fleisch war außerdem schwieriger geworden, auch durch Österreichs EU-Beitritt. Also haben wir uns im Frühjahr 1994 für den Fisch entschieden, eine Halle in St. Petersburg angemietet, Maschinen hingeschafft und Zander gekauft. Heute ist unser Betrieb „Zaren-Quality“ europaweit der größte Zander-Exporteur. Die tiefgekühlten Filets liefern wir ausschließlich an Großhandel und Gastronomie.
Klaus und ich arbeiten seit 13 Jahren im Schichtbetrieb. Montag früh fliege ich von Linz über Wien nach St. Petersburg und arbeite dort bis Freitag der nächsten Woche. Dann fliegt mein Bruder für zwölf Tage rüber. Im Jänner machen wir einen Plan für das ganze Jahr, buchen die Tickets und dann wechseln wir uns ab. Das funktioniert bestens. Außerdem tut die Abwechslung dem Familienleben gut. Vom Leben in der Stadt kriegt man dabei natürlich nicht viel mit. Manchmal gehe ich Sushi-Essen, das ist richtig gut hier. Ansonsten vertreibe ich mir die Zeit mit Arbeit, in der Saison von sechs Uhr früh bis elf Uhr abends.
Unser Betrieb steht am Stadtrand von St. Petersburg. Wir haben eine Wohnung direkt über dem Büro, verlieren also keine Zeit und können mittags schnell in unserer eigenen Küche essen. Mindestens drei Mal die Woche brate ich mir einen von unseren Fischen, ganz einfach mit Knoblau und Kartoffeln. Den Zander holen wir aus den russischen Binnenseen und aus dem Brackwasser im Delta des Kaspischen Meeres. In einem Umkreis von 6000 Kilometern, bis hinüber zur chinesischen Grenze sammeln wir ihn ein, ausschließlich Wildfang. Von Novosibirsk fährt der Fisch gefroren im LKW eine Woche bis zu unserer Fabrik. Nach der Verarbeitung schaffen wir ihn in unser deutsches Logistikzentrum.
Wir schauen natürlich, dass das Geschäft weiterwächst. Deshalb haben wir ein Tiefkühlhaus bei St. Petersburg errichtet. Rund sechs Millionen Euro haben wir bisher investiert. Jetzt wollen wir noch mal soviel in das Geschäft stecken. Da wartet also noch Arbeit auf uns: Bis ich 62 bin, werde ich wohl weiterpendeln. Dann gehe ich in Pension.