Schon als kleiner Bub in Tirol habe ich gewusst, dass ich später im Bankgeschäft tätig sein möchte. Ich habe dann nur eine höchst mittelmäßige Matura hingelegt und mich anschließend irgendwie durch die Wirtschaftsuni in Wien gebracht. Ehrgeizig war ich aber immer dann, wenn es um das Organisieren toller Ferialpraxisstellen, um das Reisen, um das Lesen und um klassische Musik ging. Dass ich bei meinem ersten Job bei der amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch, von einem großartigen Chef viel lernen konnte – das war schließlich mein großes Glück. Als Vorbild hat der Mann meine Einstellung zur Arbeit und zur Bewältigung des Alltags geprägt.
Heute besitze ich gemeinsam mit meinen zwei besten Freunden eine Firma, die sich mit Vermögensverwaltung, Private Equity sowie mit Verschmelzungs- und Übernahmetransaktionen beschäftigt. Ich helfe also Menschen, die durch ihren Beruf, durch eine Erbschaft oder einfach durch Glück zu viel Geld gekommen sind. Ich kümmere mich darum, dass sich ihr Geld vermehrt, mitunter aber auch darum, dass es sinnvoll eingesetzt wird. Ich verbringe einen großen Teil meiner Zeit damit, aus meinen Kunden herauszuhören, wie ihre Lebensplanung aussieht, was sie mit ihrem Vermögen anfangen wollen. Den anderen Teil meiner Arbeitszeit investiere ich in Recherchen. Ich muss rechtzeitig erkennen, wohin sich die Welt entwickelt, wie sich die Finanzmärkte bewegen, was sich bei meinen Investments tut.
Manchmal frage ich mich, ob mein Tun der Menschheit hilft. Bei Ärzten oder Kindergärtnern liegt der gesellschaftliche Nutzen ihrer Tätigkeit auf der Hand. Ich muß mich darauf beschränken, zu meinen Klienten ehrlich zu sein und sie zu Investments zu bewegen, die mir sinnvoll erscheinen, weil sie unsere Welt ein kleines Stück in die richtige Richtung bewegen könnten. In der Regel geht es dabei um große Summen, insofern sind meine Entscheidungen auch folgenreich.
Mein Leben in Zürich genieße ich sehr. In kürzester Zeit bin ich in der schönsten Landschaft zum Skifahren und Bergsteigen. Vor meiner Haustür liegt ein großartiger See, den ich nachts in meinem Haus sogar plätschern höre. Das Nachtleben ist cool, die Galeriendichte sehr hoch. Ich bin von unfassbarem Wohlstand umgeben. Es tut mir zwar leid, dass ich Österreich vor zehn Jahren verlassen habe, zumal ich es ja weiter als meine Heimat empfinde. Je länger man im Ausland lebt, umso stärker werden diese Gefühle auch. Und so verteidige ich Österreich heute oft in einem Maß, das mir früher nicht vorstellbar war.