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Donnerstag, 30. Januar 2014

Wenig Schlaf und viele Partys

Helga Traxler
Helga Traxler, 29, fotografiert. Der Mensch ist dabei der Mittelpunkt, Farbe und Details werden betont.


Ich lebe in Wil­liams­burg, in Brook­lyn. In einer WG mit drei Mit­be­woh­nern. Mor­gens gehe ich oft über die Wil­liams­burg-Bridge nach Man­hat­tan, um Frisch­luft für den Tag zu tan­ken. Noch nir­gend­wo auf die­ser Welt hat­te ich das Gefühl, so gefor­dert zu sein wie hier. Das ist oft hart. Aber wenn man dann merkt, dass sich all die Arbeit und Mühe gelohnt haben, bin ich wie­der im Lot.
Gera­de bin ich für das T‑Magazine, das Style-Maga­zin der New York Times, beim Sun­dance Film Fes­ti­val in Park City, Utah unter­wegs. Ich soll den Street­style und den Dress­code des Fes­ti­val­pu­bli­kums doku­men­tie­ren. Hüte, Hau­ben und Kopf­be­de­ckun­gen aller Art sind sehr ange­sagt und ein super Hin­gu­cker. Far­ben­mä­ßig ist es eher ruhig, viel Schwarz, viel Grau, viel Braun. In Sum­me ist alles sehr schick. Ich krie­ge wenig Schlaf, besu­che jede Men­ge Par­ties, ler­ne vie­le Leu­te ken­nen und sit­ze vor­mit­tags schon im Kino. Mein ers­ter Früh­stücks­film war „The Trip to Ita­ly“ mit den Come­di­ans Rob Bry­don und Ste­ve Coo­gan. Super­gut, super­lus­tig. Noch nie habe ich einen Film gese­hen, bei dem das Publi­kum so aus­dau­ernd gelacht hat.
Für die New York Times zu arbei­ten ist natür­lich ein big deal. Zu ver­dan­ken habe ich das dem Foto­gra­fen Ryan McGin­ley, bei dem ich im Stu­dio arbei­te. Er hat mich der Bild­re­dak­teu­rin für mei­nen ers­ten Gig vor­ge­schla­gen: die Art­ba­sel in Miami, ver­gan­ge­nen Dezem­ber. In Eigen­in­itia­ti­ve hat­te ich den Flug nach Flo­ri­da lan­ge vor­her gebucht, einen Tag vor dem Abflug kam der Anruf von der New York Times, ob ich ein paar Sto­ries für sie schie­ßen könn­te. Wenn ich jetzt aus Utah zurück bin geht es gleich mit der Fashion Week wei­ter. Die habe ich schon 2010 und 2011 foto­gra­fiert. Das ist eine der inten­sivs­ten Woche in der Mode­me­tro­po­le NYC.
Seit ich 2009 einen Award für Mode­fo­to­gra­fie gewon­nen habe, sind mei­ne Arbei­ten zwi­schen Mode und Kunst ange­sie­delt. Der Mensch ist der Mit­tel­punkt, Far­be und Details wer­den betont. Ich mag die glück­li­chen Zufäl­le, die einen Aus­schnitt aus einem Gale­rie­fol­der mit dem Tep­pich­mus­ter im Apart­ment eines bra­si­lia­ni­schen Bekann­ten in einem Bild ver­ei­nen. Ich ach­te dar­auf, dass neben den Auf­trags­ar­bei­ten Zeit für per­sön­li­che Pro­jek­te und Aus­stel­lun­gen bleibt.
Dass ich so leicht und locker durchs Leben gehen kann, gefällt mir. Mein Foto-Equip­ment passt in einen Ruck­sack, mei­ne Hab­se­lig­kei­ten haben in einem Zim­mer Platz, Flug­ti­ckets sind schnell gebucht. Fle­xi­bi­li­tät und hohes Lebens­tem­po ver­schaf­fen mir Zufrie­den­heit. Dass ich zum Aus­gleich mei­ne Hei­mat­ur­lau­be brau­che, gehört dazu. Die Ruhe am Land habe ich als Jugend­li­che ver­ab­scheut, heu­te freue ich mich drauf. Ich kann mir vor­stel­len, irgend­wann ganz in die­se Umge­bung zurück­keh­ren. Schließ­lich steht mein 30. Geburts­tag an. Für die­sen Lebens­ab­schnitt hat­te ich als Kind ein kon­kre­tes Bild vor Augen: Haus, Hund, und Gar­ten – even­tu­ell ver­hei­ra­tet. Jetzt ist alles ein biss­chen anders gekom­men, aber das passt gut so.

auf­ge­zeich­net von ES; ver­öf­fent­licht in: Die Zeit, Nr. 06/2014
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