Ausgebildet wurde ich als Chemigraf. Da wurde einem beigebracht, wie man Bilder für den Mehrfarbdruck fototechnisch auf Zink- oder Kupferplatten überträgt und dort die nicht zu druckenden Teile wegätzt. Später war ich als Stripper beschäftigt, habe also in einer Reproanstalt analog das gemacht, was mittlerweile der Computer mit Photoshop erledigt: eine Hand mit einer Zigarettenschachtel in eine Landschaft montieren, so dass mit dem Bild für Zigaretten geworben werden kann. Inzwischen übe ich so viele Tätigkeiten aus, dass ich gar nicht sagen könnte, was mein Hauptberuf ist. Als „Intim-DJ Cpt. Schneider“ lege ich Platten auf, als Compilator stelle ich CDs zusammen, als Grafiker gestalte ich Plattencover und Bücher. Dazwischen betreibe ich auf schaschko.de meinen Online-Shop, über den ich Postkarten-Serien, jede Menge Badges und als Spezialität auch meine Badge-Ringe vertreibe. Im Augenblick kümmere ich mich zudem darum, dass der „Shasko Herb Rub“ seinen Weg zur Kundschaft findet.
So wie jede andere Familie hatten auch wir einen Onkel in Amerika, den Carl Schaschko, der 1923 von Salzburg nach Detroit ausgewandert ist, um in der Autoindustrie sein Geld zu verdienen. Dieser Großonkel Carl hatte eine gute Idee: er brachte aus der Heimat Arnika mit und entdeckte in Amerika die Lobelie, ein Glockenblumengewächs, das unter dem Namen „Indian Tobacco“ von den indigenen Völkern als Medizin eingesetzt wurde. So hat der Carl den „Shasko Herb Rub“ kreiiert, einen Mix aus alter und neuer Welt, den er als Einreibung gegen Muskelkater und Blutergüsse verkaufte. Prominentester Kunde war die Eishockey-Mannschaft Detroit Red Wings. Meine Cousine zeigte mir eines Tages ein Etikett dieser Flaschen – als Grafiker habe ich darauf sofort reagiert. Der Apotheker ums Eck ist auch gleich angesprungen und wollte mir 60 Flaschen davon machen. Weil mir das aber zu viel war, nahm er den Herb Rub in sein Sortiment auf. Und damit ihn nicht nur die Münchner kaufen können, haben wir jetzt eine Website dazu gemacht.
1970 aus Salzburg kommend war München für mich die große Stadt. Salzburg war – und ist ja immer noch – eine Kleinstadt, halt weltberühmt. Das ergibt eine Mischung, die nur schwer auszuhalten ist. München war damals hingegen die deutschsprachige Popmetropole. In der damals entstandenen Independent-Szene bewege ich mich bis heute. Ich hab das Gastrokollektiv Cafe Ruffini mitbegründet, mache Artwork für die Trikont-CDs und für Fischrecords, habe „The Sounds of Sex – die Geschichte des Stöhnsongs von Blues bis Techno“ auf vier CDs herausgebracht und den Zitherspieler Kraudn Sepp auf eine CD compiliert. Jetzt komme ich langsam wieder drauf, dass es auch in Salzburg schöne Ecken gibt. Ich hab mir gerade eine Vespa gekauft und düse damit durch die Landschaft, in der ich aufgewachsen bin. Das ist herrlich. Nur wenn ich dann in der Stadt die Leute seh, die beim Jedermann rauskommen, weiß ich wieder, warum ich dort nicht lebe. Dafür fahr ich jetzt mit der U‑Bahn auf die Wiesn und ess Weißwürste.