Geboren bin ich in Innsbruck, aufgewachsen großteils in Graz. Zweimal habe ich kurz in Berlin gewohnt. Vier Jahre war ich in Hamburg. Und jetzt bin ich seit sechs Jahren wieder in Berlin. Inzwischen ist alles eins geworden: Berlin, Hamburg, München, Wien sind zu einer Stadt zusammengewachsen. Ich fahre in Berlin mit dem BVG-Bus zum Flughafen Tegel, fliege nach Wien, steige in die CAT-Bahn, dann in Wien-Mitte in die U4. Das ist nicht anders, als ob ich von Prenzlauer Berg nach Charlottenburg muss. Entsprechend erlebe ich das Urbane, das lange so wichtig für mich war, auch als Belastung: Die Stadt ist eine Maschine, die wahnsinnig viel Dreck produziert und die Menschen verschleißt. Mein ganzes Leben möchte ich nicht so verbringen.
Noch genieße ich allerdings die Abwechslung, die mir das Urbane bietet. Musik ist mir sehr wichtig. Wenn ich nicht mehr weiter kann, macht sie mir Mut. Wenn ich aufgewühlt bin, holt sie mich runter. Die Berliner Vielfalt hält immer das Richtige bereit: An einem Abend kann ich russische Musik aus den 20er Jahren hören, anschließend in ein Hiphop-Konzert gehen, mich später bei Techno austoben und zur Erholung in einer schicken Jazz-Bar abstürzen. Und das Beste daran: Alles ist echt, an jedem dieser Orte treffe ich Menschen, die den jeweiligen Stil wirklich leben.
Ich liebe und lebe das Netz, führe einen zufriedenen digital lifestyle, nutze digitale Medien intensiv und unaufgeregt alltäglich. In meinem Computer lagern meine Musiksammlung, meine Fotos, meine Kontakte, mein ganzes Kommunikationsnetz. Weil ich mich ohne Computer komisch fühle, habe ich das Handy immer dabei. Darauf sind die wichtigen Dinge immer synchron und ins Web kann ich damit auch mal schnell.
Als Informationsarchitekt erstelle ich Baupläne für Web-basierte Anwendungen. Nach diesen Plänen gehen dann Programmierer und Designer ans Werk. Zur Zeit arbeite ich für plazes, eine geosoziale Applikation: Auf plazes.com kann man sehen, wo sich Bekannte, Freunde und Kollegen gerade aufhalten. Gleichzeitig hilft es, sich in seiner eigenen oder einer unbekannten Umgebung zurechtzufinden: Wo ist ein nettes Café mit einem gratis Wireless LAN? Wo ist ein guter Italiener? Es geht um eine Abbildung der Realität im Web, die unser Leben effizienter machen soll.
Der gegenläufige Trend, das Abkoppeln von dieser echten Realität in virtuelle Online-Welten, ängstigt mich. Vor allem, wenn ich Zombi-Kids sehe, die den ganzen Tag am PC zocken, noch nie im Wald waren und keinen Bezug mehr zur Wirklichkeit haben. Es ist wichtig, dass man die virtuelle Welt nicht als Ersatz für das echte Leben missversteht. Viel zu oft treffe ich Menschen, die auf myspace oder XING sehr smart und kommunikativ sind, an einem Kaffeehaustisch aber kein Wort mehr herausbringen.