Nach 14 vermaledeiten Jahren im Mühlviertel, im Kindergarten, in der Volksschule, in der Hauptschule, immer als Außenseiter, immer anders, immer sensibel, hörte ich von einer Kunstschule in Linz, der HBLA für künstlerische Gestaltung. Später entwickelte ich in dieser Schule zum ersten Mal das Gefühl, eine geistige Familie gefunden zu haben. Nach einigen Jahren des Lernens im System zog ich mich aber zurück und suchte mein eigenen Rhythmus. Seither bin ich unterwegs, suchend und immer wieder findend. Ich reduzierte mein Habe auf das Nötigste, verstaute einen Rest wichtiger Dinge am Dachboden meiner Eltern und ging.
Ich fand mich in Paris wieder, in einer Stadt, in der ich niemanden kannte, deren Sprache ich nicht beherrschte. Ich kam mit einem Rucksack und sah die Chance, mich weiter zu reduzieren: auf meinen Namen und meine Herkunft. Ich stellte vieles auf den Prüfstand, überprüfte Gewohnheiten auf ihre Brauchbarkeit. Ich wollte wissen, was mir wirklich Freude macht und streifte aufmerksam umher. Ich verbrachte Zeit in einer Spelunke am Montmartre, spielte Schach und trank Whisky mit den Porträtmalern von der Place du Tertre. Ich spürte das Verlangen nach Farbe und dachte, das sei eine alte Gewohnheit. Irgendwann besorgte ich Arbeitsmaterial und begann. Ich malte die Nacht durch. Und mit einem Mal war mir klar: Ja, ich kann, ich will, ich soll malen. Malen, das ist es, warum ich hier bin. Zwei Wochen später hatte ich ein Atelier im Süden von Paris organisiert. Ich war glücklich und malte.
Seither lebe ich diesen Rhythmus. Ich gehe, ich komme, ich finde, ich male. Es gab Zeiten, in denen Geld so knapp war, dass ich in Gasthäusern anschreiben lies oder die Rechnung mit Gemälden beglich. Kautionen und Mieten habe ich ebenso bezahlt. Vor kurzem konnte ich einen Schwung Gemälde verkaufen, ein schöner Polster, das Geld. Davor war es ziemlich grau und kalt, ohne Heizung und Warmwasser. Das ist nicht lustig; interessant, da man kreative Lösungen braucht, aber nicht lustig. Viele Menschen fragen mich, warum ich nicht einfach für Geld arbeite. Eine fixe Arbeit für Geld – das würde ich mir als Faulheit krumm nehmen,. Es muss sich was reiben, damit es glänzt. Ich bin wie Super Mario, gehe von Level zu Level und sammle die Bonuspunkte ein: jeder davon eine Erkenntnis.
Im November spürte ich, dass eine große, wichtige Arbeit ansteht. Es zog mich trotz Kälte ins Atelier. Ich machte ein paar Pinselübungen und dabei kam in einer Schnelligkeit etwas auf die Leinwand, das ich vom Gefühl her kannte. Etwas, das ich seit langem gespürt hatte. Etwas, von dem ich gewusst hatte, dass es da war, dass es irgendwann raus darf. Ich erkannte zugleich, dass dies nur ein Anfang war, ein Wegweiser. Wenn ich das nächste Mal den Pinsel in die Hand nehme, geht es weiter.