Ich bin nicht reich. Obwohl ich rund um die Uhr arbeite. Nur einmal die Woche, Montagnachmittag, nehme ich frei und fahre nach Wien, trinke Kaffee mit meiner Schwester und schau mir die Kärntner Straße an. Ansonsten: Arbeit und jede Menge Zores im Geschäft.
Nach Tschechien kam ich der Liebe wegen. Ich hatte ein Schuhgeschäft in Retz. Nach der Grenzöffnung lief es schlecht. 1990 habe ich zugesperrt. 1991 habe ich mit meiner späteren Frau in Znaim das erste Restaurant eröffnet, neben der Nikolaikirche. Inzwischen beschäftigen wir 75 Mitarbeiter. Wir haben noch eine Pizzeria in Znaim, einen Friseursalon über dem Interspar und das Santoriacafé im Freeport an der Grenze hinter Haugsdorf. Am meisten zu tun ist in Havraniky, einem Dorf auf halbem Weg zwischen Znaim und Retz: Hier führe ich seit zehn Jahren unser Restaurant Drei Kronen, eine Pension und einen Friseursalon.
Viele Stammgäste kommen aus Wien und dem Weinviertel. Die Schilder und Speisekarten waren deshalb in Deutsch gehalten. Das hat die Tschechen abgeschreckt. Jetzt haben wir das Deutsche ein bissl zurückgenommen. Seither kehren viele Tschechen bei uns ein.
Anfangs war es nicht leicht. Ich sprach kein Tschechisch. Auf den Ämtern war man wenig entgegenkommend. Und im Weinviertel haben sie mich ausgelacht: Ah, der Gscheite, jetzt geht er nach Tschechien und wird reich. Inzwischen hat sich alles geändert: Die Lebensqualität in Znaim ist heute besser als in Retz. Am Finanzamt und am Arbeitsamt kenne ich alle Leute persönlich. Für unsere siebenjährige Tochter haben wir eine gute Schule gefunden. Und die Menschen in Retz, die früher über mich gelacht haben, sind heute neidig.