Fußball ist der beliebteste Sport in Vietnam, Volk und Politiker zeigen größtes Interesse. Gemeinsam mit den vietnamesischen Fußballern konnte ich über die Jahre doch einige Erfolge einfahren – was die Fans hier sehr schätzen. Jedenfalls tauchen bei großen Turnieren regelmäßig Spruchbänder im Publikum auf, die mich anfeuern: We love you, Mr. Riedl.
Dass das keine leeren Worte sind, wurde mir nun eindrucksvoll bewiesen. Vor drei Jahren haben mir Ärzte angekündigt, dass ich ein Nierentransplantat brauchen oder auf Dialyse angewiesen sein würde. Anfangs habe ich mich noch gut gefühlt. Doch vom Sommer 2006 an wurde ich Monat für Monat kraftloser. Im Jahr 2000, da war ich 50 Jahre alt, hatte ich den vietnamesischen Nationalspielern noch zeigen können, wie man einen liegenden Ball schießt. Mit Recht konnte ich damals behaupten, dass keiner in Vietnam besser schießt als ich. Das war nun vorbei.
Nachdem mein Gesundheitszustand in den Medien Thema wurde, haben sich aus ganz Vietnam Freiwillige gemeldet, die bereit waren, mir eine Niere zu spenden. Bei Nummer 70 haben meine Ärzte und ich die Anmeldungen gestoppt. Mit der Unterstützung von österreichischen Medizinern konnten wir die körperlich stärksten untersuchen. Wenn man die Leute gefragt hat, warum sie mir eine Niere spenden würden, kam fast immer die Antwort: „Sie haben uns geholfen, jetzt helfen wir Ihnen.“
Spender Nummer 1 auf der Liste bekam kurz vor dem Abflug nach Wien private Probleme. Aber auch die Nummer 2 war vorbereitet: Der Ersatzmann hatte sich rechtzeitig einen Reisepass ausstellen lassen. Dieser Mann, als Reisbauer, Freizeitpolizist und Bautechniker mit drei Berufen gut beschäftigt, ist verheiratet, hat zwei Kinder und hatte immer wieder angerufen, um seine Bereitschaft zu versichern. Dass er auch noch von ausgezeichneter Gesundheit ist, war unser beider Glück: Sechs Tage nach der Operation konnte der Mann das Krankenhaus wieder verlassen.
Nun soll man nach einer erfolgreichen Transplantation nicht zu euphorisch sein, weil es immer noch zur Abstoßung des Organs kommen kann. Trotzdem kann ich sagen: Ich fühle mich wieder so gut, wie vor einigen Jahren. Ich arbeite wieder. Im Moment bereite ich das vietnamesische Nationalteam auf den Asien-Cup im Juli vor. Ansonsten lebe ich zufrieden mit meiner Frau in einem Wohnpark am Rande Hanois. Es gibt viele gute Restaurants mit hervorragender vietnamesischer Küche. Wir haben sehr freundschaftlichen Kontakt mit der Familie des österreichischen Botschafters. Und die Wochenenden sind ab Samstag mittag mit Spielbeobachtungen im ganzen Land und abends mit internationalem Fußball verplant.