Ich habe in Wien Kunstpädagogik studiert. Da ich georgische Staatsbürgerin bin, darf ich trotz meines absolvierten Unterrichtspraktikums nicht als Kunstlehrerin arbeiten. Zum Glück bin ich ohnehin lieber Künstlerin. Meist realisiere ich Installationen und Projekte im öffentlichen Raum. Mein Geld verdiene ich als Cutterin bei diversen Filmprojekten.
Als Künstlerin bin ich viel unterwegs. Mehrmals im Jahr fahre ich nach Georgien und in die Niederlande, wo ich derzeit am Dutch Art Institute ein Post-Graduate-Studium absolviere. Vergangenes Jahr hat das Institut das internationale Kunstprojekt „Hier im Zentrum der Welt“ organisiert. Dabei haben verschiedene Künstler ihre Arbeiten in den Städten Beirut, Damaskus, Diyarbakır, Enschede, Khartoum und Taipei präsentiert. Ich war für meinen Projektbeitrag in die sudanesische Hauptstadt gereist. In Khartoum gibt es eine große Straße, El Deam, an der wir arbeiten sollten. An dieser Straße befinden sich vier Fußballstadien. Am Nachmittag kommen die Spieler. Jede Mannschaft bringt ihr eigenes Tornetz mit, das sie für die Dauer des Spiels an den Torstangen befestigt. Darauf baute mein Projekt Goal auf. Ich kaufte am Markt bunte Plastikseile in den Regenbogenfarben, flocht daraus ein Netz und knüpfte dieses an eines der Torgerüste. Die unterschiedlichen Farben des Netzes waren durch die Lichtbrechung nur aus bestimmten Winkeln zu sehen. Inzwischen ist es sicher längst verschwunden.
Ein anderes Projekt ist die Gemeinschaftsarbeit „Songs for a Building“ mit der österreichischen Künstlerin Ingeborg Strobl. Als Ausstellungsort haben wir uns die Seilbahnstation Mtazminda in der georgischen Hauptstadt Tiflis ausgesucht. 1990 stürzte dort eine Gondel auf ein Haus und begrub eine ganze Schulklasse unter sich. Seither steht dieses wunderschöne sozialistisch-stalinistische Gebäude leer. Wir haben an acht aufeinander folgenden Nachmittagen dort Gesangskonzerte veranstaltet.
Und in Wien habe ich mich am Ottakringer Brunnenmarkt beim Projekt „Alles wird schön“ eingemischt. Der soziokulturelle Wandel wird dort sehr zwiespältig aufgenommen. Mit der Sozialanthropologin Hanna Esezobor erkundigte ich mich bei den Anrainern darüber, was sie von den Veränderungen in ihrem Viertel halten. An einer der Geschäftsfassaden hängt noch ein alte Uhr von einem Juwelier, der früher dort tätig war. Heute werden in dem Laden Kleider für muslimische Frauen verkauft. Aus dieser Uhr heraus haben wir zu jeder vollen Stunde eines der Interviews abgespielt. In Deutsch, Türkisch, Englisch und Italienisch. Alle haben die Stimmen gehört, aber niemand hat jemanden sprechen gesehen.