Schon seit meiner Promotion beschäftigt mich das Problem, wie sich Produktivität messen lässt. Ein paar Jahre habe ich am IFO Institut für Wirtschaftsforschung in München in diesem Bereich gearbeitet. Seit 20 Jahren bin ich hier in Paris bei der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das Beste daran: Die Arbeit, die ich Tag für Tag tue, kommt meinen Idealvorstellungen immer noch sehr nahe. Diese Mischung aus intellektueller Herausforderung und Internationalität ist sehr reizvoll.
In meiner Abteilung sitzen 25 Leute. Wir stammen aus zehn verschiedenen Nationen und haben ständig mit den Delegierten der 30 OECD-Länder zu tun. Wir sprechen Englisch und Französisch. Und wir reisen häufig. Ich war zuletzt in Washington, anschließend in Canberra und gestern erst in Luxemburg. Dort ging es um die Frage, wie die Produktion neuer Gesundheitsdienstleistungen adäquat zu messen und ökonomisch zu bewerten ist. Der Gesundheitsbereich unterliegt einem rasanten technologischen Wandel. Die Behandlung eines Herzfehlers erfolgt ja heute vollkommen anders als noch vor zehn Jahren.
Unsere Aufgabe ist es, mit statistischen Mitteln zu beschreiben, wie sich das Wirtschaftswachstum in den OECD-Ländern verändert. Dafür müsssen wir uns vorab darauf einigen, wie die unterschiedlichen Produkte einer Volkswirtschaft – also beispielsweise Herzoperationen – ökonomisch zu bewerten sind. Bei einer Flasche Wasser ist die Preisänderung über die Jahre einfach zu dokumentieren. Bei einem komplexen Produkt wie einem Computer oder einer Gesundheitsdienstleistung ändern sich aber nicht nur die Kosten, sondern oft auch das Produkt an sich. Wie solche Formen von Produktivität in Zahlen zu fassen sind, muss immer wieder neu verhandelt werden.
Nun darf man sich keiner Illusion hingeben. Wer versucht, mit Zahlen etwas über komplexe Volkswirtschaften auszusagen, der sollte wissen, dass dieser Vorgang notwendigerweise mit Fehlern behaftet ist. Dass unsere Daten oft überinterpretiert werden, ist wohl den Gesetzmäßigkeiten des Politbetriebes und der Medienlandschaft geschuldet. Gerade in Wahlkampfzeiten wird das Ergebnis unserer Arbeit immer wieder mal zweckentfremdet.
Mein Kontrastprogramm zur Statistik heißt BMW RT. Zwischen Wohnung und Büro würde ich fast zwei Stunden mit dem Auto oder weit über eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln benötigen. Also ziehe ich die Lederkluft über den Anzug und fahre in 40 Minuten mit dem Motorrad zu meinem Arbeitsplatz, auch im Winter. Anders als in Österreich werden Mopeds und Motorräder hier weniger in der Freizeit, sondern vielmehr in dem sehr dichten Berufsverkehr genutzt.