Ich bin Buddhistin und beginne jeden Tag mit einem kleinen, ruhigen Ritual an meinem Altar. Ich bringe Wasser, entzünde ein Teelicht und ein Räucherstäbchen. In meiner Meditation der Allgüte wünsche ich, dass es mir und allen Lebewesen gut gehen möge. Wenn ich dann gegen sieben Uhr das Haus verlasse, ist es, als würde mich mein Unterbewusstsein durch den Tag führen. Es hilft mir, intuitiv das Richtige zu tun, also jedem Menschen mit Respekt und wohlwollend zu begegnen.
Damit bin ich gerüstet für meine Tätigkeit in einem Wiener Neudorfer Unternehmen, das elektronische Komponenten wie Leiterplatten oder Steckverbindungen herstellt. Dort bin ich für Beanstandungen zuständig. Wenn ich es schaffe, aus einem unzufriedenen einen dankbaren Kunden zu machen, habe ich gewonnen.
Zum Durchlüften wandere ich durch das Leithagebirge, ganz allein, zwei, drei Stunden nur mit meinem Rucksack. Weil meine beiden Kinder auch gut integriert sind, fühle ich mich wirklich wohl hier. Ich habe in diesem Land mein zweites Zuhause gefunden.
Meine Kindheit habe ich in einem Vorort von Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas, verbracht. Wie Mogli, sage ich meinen Kindern manchmal: Im Garten standen Guaven- und Mangobäume. Mit Seilen kletterten wir auf Kokospalmen. Schon damals habe ich davon geträumt, in Paris Französisch zu lernen. Die Kurse waren aber unbezahlbar für meine Eltern, die vier Kinder ernähren mussten. Später investierte mein Vater dann doch ein Monatsgehalt in einen Sprachkurs für mich – das sei meine Mitgift, betonte er. Als sich die Möglichkeit bot, mit einem Stipendium nach München zu gehen, war ich nicht mehr zu halten. Am Reisetag schloss ich nachmittags mein Bachelorstudium mit der letzten Prüfungen ab und saß am Abend bereits im Flugzeug. Bis dahin hatte ich keine einzige Nacht außerhalb meines Elternhauses verbracht.
Weil ich erkannt habe, dass Armut nur durch Bildung zu bekämpfen ist, unterstütze ich ein Schulprojekt in Sri Lanka, Sri Siddharta Maha Vidyalaya. 160 Kinder werden dort bis zur 10. Klasse unterrichtet, 30 davon sind Vollwaisen. Diese Ärmsten der Armen haben nur diese Chance. Als ich ein Mädchen fragte, was sie sich von mir wünsche, antwortete es: ein liniertes Heft. Seitdem fördere ich gemeinsam mit meiner Schwester dieses Projekt. Wir haben Materialien gespendet und helfen bei Renovierung und Ausbau. Zuerst waren Stromleitungen und Steckdosen dran. Jetzt bemühen wir uns, dass die Bibliothek Regale bekommt.