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Donnerstag, 20. August 2009

Mit der Kraft aus dem Inneren

Asoka Gassner
Die 46jährige Singhalesin Asoka Gassner rüstet sich meditierend für den Alltag, in dem sie Unzufriedenheit in Dankbarkeit verwandelt.


Ich bin Bud­dhis­tin und begin­ne jeden Tag mit einem klei­nen, ruhi­gen Ritu­al an mei­nem Altar. Ich brin­ge Was­ser, ent­zün­de ein Tee­licht und ein Räu­cher­stäb­chen. In mei­ner Medi­ta­ti­on der All­gü­te wün­sche ich, dass es mir und allen Lebe­we­sen gut gehen möge. Wenn ich dann gegen sie­ben Uhr das Haus ver­las­se, ist es, als wür­de mich mein Unter­be­wusst­sein durch den Tag füh­ren. Es hilft mir, intui­tiv das Rich­ti­ge zu tun, also jedem Men­schen mit Respekt und wohl­wol­lend zu begegnen.
Damit bin ich gerüs­tet für mei­ne Tätig­keit in einem Wie­ner Neu­dor­fer Unter­neh­men, das elek­tro­ni­sche Kom­po­nen­ten wie Lei­ter­plat­ten oder Steck­ver­bin­dun­gen her­stellt. Dort bin ich für Bean­stan­dun­gen zustän­dig. Wenn ich es schaf­fe, aus einem unzu­frie­de­nen einen dank­ba­ren Kun­den zu machen, habe ich gewonnen.
Zum Durch­lüf­ten wan­de­re ich durch das Lei­tha­ge­bir­ge, ganz allein, zwei, drei Stun­den nur mit mei­nem Ruck­sack. Weil mei­ne bei­den Kin­der auch gut inte­griert sind, füh­le ich mich wirk­lich wohl hier. Ich habe in die­sem Land mein zwei­tes Zuhau­se gefunden.
Mei­ne Kind­heit habe ich in einem Vor­ort von Colom­bo, der Haupt­stadt Sri Lan­kas, ver­bracht. Wie Mog­li, sage ich mei­nen Kin­dern manch­mal: Im Gar­ten stan­den Gua­ven- und Man­go­bäu­me. Mit Sei­len klet­ter­ten wir auf Kokos­pal­men. Schon damals habe ich davon geträumt, in Paris Fran­zö­sisch zu ler­nen. Die Kur­se waren aber unbe­zahl­bar für mei­ne Eltern, die vier Kin­der ernäh­ren muss­ten. Spä­ter inves­tier­te mein Vater dann doch ein Monats­ge­halt in einen Sprach­kurs für mich – das sei mei­ne Mit­gift, beton­te er. Als sich die Mög­lich­keit bot, mit einem Sti­pen­di­um nach Mün­chen zu gehen, war ich nicht mehr zu hal­ten. Am Rei­se­tag schloss ich nach­mit­tags mein Bache­lor­stu­di­um mit der letz­ten Prü­fun­gen ab und saß am Abend bereits im Flug­zeug. Bis dahin hat­te ich kei­ne ein­zi­ge Nacht außer­halb mei­nes Eltern­hau­ses verbracht.
Weil ich erkannt habe, dass Armut nur durch Bil­dung zu bekämp­fen ist, unter­stüt­ze ich ein Schul­pro­jekt in Sri Lan­ka, Sri Sid­dha­r­ta Maha Vidya­la­ya. 160 Kin­der wer­den dort bis zur 10. Klas­se unter­rich­tet, 30 davon sind Voll­wai­sen. Die­se Ärms­ten der Armen haben nur die­se Chan­ce. Als ich ein Mäd­chen frag­te, was sie sich von mir wün­sche, ant­wor­te­te es: ein linier­tes Heft. Seit­dem för­de­re ich gemein­sam mit mei­ner Schwes­ter die­ses Pro­jekt. Wir haben Mate­ria­li­en gespen­det und hel­fen bei Reno­vie­rung und Aus­bau. Zuerst waren Strom­lei­tun­gen und Steck­do­sen dran. Jetzt bemü­hen wir uns, dass die Biblio­thek Rega­le bekommt.

auf­ge­zeich­net von ES; ver­öf­fent­licht in: Die Zeit, Nr. 29/2009
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