Es war Liebe auf den ersten Blick: das schöne Wetter, der Lifestyle, die Nähe zur Natur. Und mit Sydney eine Stadt, in der Multikulti Alltag ist. Hier führen Asiaten nicht nur China-Restaurants, sondern sind selbstverständlich Teil der Gesellschaft. Jeder Mensch in Sydney existiert vor einem bestimmten ethnischen Hintergrund. Man ist zwar Australier, verweist aber immer auf Eltern oder Vorfahren, die von irgendwoher gekommen sind. Nur die Ureinwohner fallen durch Abwesenheit auf. Es berührt unangenehm, dass gerade jene Menschen, denen wir die weitest zurückreichende Kulturgeschichte verdanken, im Stadtbild nur durch Hinweistafeln und alte Steingravierung präsent sind. Film und Fernsehen zeigen die Aboriginals zwar häufig bei ihren religiösen Tänzen – das wirkt aber oft so, als würde man Schuhplattler vom Attersee als prototypische Österreicher verkaufen.
Ich arbeite als Artdirektorin für das Weinmagazin Gourmet Traveller Wine. Als Grafikdesignerin bin ich damit in einem Paradies gelandet. In keinem anderen Land der Welt kaufen und lesen die Menschen soviele Magazine. Kaum irgendwo wird so professionell an den Texten und der Gestaltung gearbeitet. Und keine Stadt ist so designverliebt, wie es Sydney seit den Olympischen Spielen ist. Jedes Café wurde von einem Architekten bis ins letzte Detail durchkonzipiert. Wohin der Blick auch schweift, man wird einen Eames Chair sehen. Kein Restaurant ohne eigenes Logo. Das mag oberflächlich scheinen. Aber es ist eben auch sehr schön.