Der Wendepunkt in meinem Leben waren die Zeit im United World College (UWC) in New Mexico. Mit 200 Mitschülern aus 76 verschiedenen Ländern bin ich dort vom 16. Lebensjahr an zwei Jahre zur Schule gegangen – in Montezuma, einer Kleinstadt mitten im Nichts, am Rande der Wildnis, drei Autostunden von Albuquerque entfernt. Es war wunderbar.
Die Gründung des ersten United World College 1962 in Wales basierte auf einem schlichten Gedanken: Wenn man junge Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen für ein paar Jahre zusammenbringt, fördert dies das gegenseitige Verständnis und trägt ein Stück zum Weltfrieden bei. Mittlerweile gibt es zwölf solcher Colleges in aller Welt, erst 2006 wurden die Schulen in Costa Rica und Mostar eröffnet. Mittlerweile gibt es immerhin fast 35.000 Absolventen aus 181 Ländern.
Mit meinen ehemaligen Schulkollegen hatte ich zunächst 13 Jahre lang keinerlei Kontakt. Seit zwei Monaten bin ich nun als stellvertretende Handelsdelegierte in Washington – und hier treffe ich sie alle wieder. Mitschüler aus Bolivien, Bhutan, Nepal, Indien, den USA und Deutschland sind in Washington und Umgebung tätig. Nur in London ist die Dichte an UWC-Absolventen so groß wie hier an der amerikanischen Ostküste.
Wenn ich zu Meetings in die Weltbank gehe, fühle ich mich gleich an meine Schulzeit erinnert. Wie damals sitzen unterschiedlichste Menschen an einem Tisch. Nur dass wir heute alle Anzug oder Kostüm tragen. Die Stadt Washington kommt mir sehr gelegen. Sie ist geprägt von Menschen, die für ihre Jobs hier sind, die also meist sehr inhaltlich orientiert und sehr global fokussiert sind. Der Umgang miteinander ist dadurch anders, vielleicht behutsamer, auf jeden Fall interessierter und weltoffener als an den meisten anderen Orten, die ich kenne.
Ich habe zuerst in Neu-Delhi gearbeitet und dann zwei Jahre in Berlin, als stellvertretende Handelsdelegierte. Anfangs erschien mir Washington sehr kleinstädtisch. Inzwischen gefällt es mir gut hier. Ich soll eine Drehscheibe für die diversen Projektlinien der Weltbank aufbauen, um österreichischen Unternehmen den Zugang zu erleichtern. Ausserdem bin ich für die Exportkontrolle zuständig. Ein Beispiel: Heutzutage ist ja fast in allen Gütern irgendwo ein Microsoft-Patent verborgen. Zur Ausfuhr dieser Dinge brauchen Unternehmen dann die entsprechende Lizenz und unsere Hilfe.
Dass mein Vorgänger hier ein papierloses Büro geführt hat, ist eine wahre Glanzleistung. Sehr lobenswert. Mein Leben hat er damit allerdings nicht leichter gemacht: Ich verbringe viel Zeit damit, die diversen Computer-Archive nach bereits vorhandenen Informationen zu durchforsten.