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Dienstag, 31. März 2009

Im Dschungel helfen

Elisabeth Reinthaler
Die 27jährige Projektmanagerin Elisabeth Reinthaler leitet ein Flüchtlingscamp für Kinder aus dem benachbarten Burma.


Ich war vor Kur­zem in Mae Sot, einem klei­nen Ort im Nord­wes­ten Thai­lands, direkt an der Gren­ze zu Bir­ma. Weil es dort Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Schu­len und Spi­tä­ler gibt, nut­zen vie­le Bir­ma­nen die Chan­ce, um vor dem Mili­tär­re­gime zu flüch­ten. Sie neh­men dabei in Kauf, dass sie allen­falls als ille­ga­le Arbeits­kräf­te gedul­det wer­den. Sie haben kei­ne Aus­weis­pa­pie­re und wer­den wie Schma­rot­zer behan­delt. Regel­mä­ßig ver­trei­ben die Behör­den in spek­ta­ku­lä­ren Groß­ein­sät­zen hun­der­te Flücht­lin­ge wie­der aus dem Land.
Ich war in Mae Sot, um bei ande­ren Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen zu erfah­ren, wie sie ihre Arbeit orga­ni­sie­ren und Pro­ble­me lösen. Mae Sot ist das Epi­zen­trum des Flücht­lings­elends. Alles ist dort auf Bir­ma aus­ge­rich­tet: In den Restau­rants und an den Stra­ßen­stän­den wird bir­ma­nisch gekocht, und in den Cafes kle­ben „Free Burma“-Sticker.
Ich selbst arbei­te in Pa Deng, einem Nest im Süden von Thai­land, mit­ten im Dschun­gel. Hier lei­te ich, nur acht Kilo­me­ter von der bir­ma­ni­schen Gren­ze ent­fernt, im Auf­trag des Hilfs­werks Aus­tria Inter­na­tio­nal und der in Hong­kong ansäs­si­gen Spen­den­or­ga­ni­sa­ti­on Karen Kids Socie­ty ein Zen­trum, indem etwa 80 Kin­der im Alter zwi­schen drei und 16 Jah­ren betreut wer­den. Die Karen sind nach den Bir­ma­nen und den Shan die dritt­größ­te Bevöl­ke­rungs­grup­pe Bir­mas. Sie wer­den bru­tal ver­folgt: Mili­tärs bren­nen ihre Dör­fer nie­der, Män­ner wer­den erschos­sen, Frau­en ver­ge­wal­tigt. Unter den 600.000 Hei­mat­ver­trie­be­nen, die in Thai­land Zuflucht suchen, sind die Karen die größ­te Gruppe.
In Pa Deng bin ich die ein­zi­ge Aus­län­de­rin, alle hier nen­nen mich Sis­ter Eli­sa­beth. Ich habe sie­ben bezahl­te Mit­ar­bei­ter, vom Koch über den Haus­meis­ter bis zum Über­set­zer. Wir betreu­en die Kin­der und betrei­ben diver­se Infra­struk­tur­pro­jek­te. Wir wol­len einen Brun­nen schla­gen, damit wir nicht mehr müh­sam das Was­ser vom Fluss in das Lager her­auf­pum­pen müs­sen. Sobald genü­gend Spen­den bei­sam­men sind, wol­len wir auch einen Schul­bus anschaf­fen. Aus­ser­dem wer­den wir die eige­ne Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on aus­bau­en – fürs Ers­te mit einer Hasen­zucht, einem Hüh­ner­stall und einem Gemüsegarten.
Man­che Kin­der sind seit drei Jah­ren im Camp, ande­re sind so neu hier, dass ihre Bei­ne von den tage­lan­gen Mär­schen noch zer­schun­den sind. Die Eltern sind häu­fig noch in Bir­ma oder leben in der Nähe unse­res Zen­trums. Eini­ge Kin­der sind Wai­sen oder wur­den im Stich gelas­sen. Die meis­ten wis­sen nicht, wann sie gebo­ren wur­den. Fast alle kom­men ohne Schul­bil­dung ins Camp. Um sie auf ein selb­stän­di­ges Leben vor­zu­be­rei­ten, wol­len wir ein Berufs­zen­trum auf­bau­en, wo sie als Mecha­ni­ker, Elek­tri­ker oder Schnei­der aus­ge­bil­det werden.

auf­ge­zeich­net von ES; ver­öf­fent­licht in: Die Zeit, Nr. 14/2009
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