Ich habe schon einmal in Ungarn gelebt. Von 1994 bis 2000. Als stellvertretende Leiterin des österreichischen Kulturinstituts. Von der Ausbildung her bin ich aber Romanistin. Und als die Österreichische Schule hier eine Stelle ausgeschrieben hat, habe ich meine Chance genutzt. Seit einem Jahr unterrichte ich nun an diesem Oberstufenrealgymnasium Französisch und Italienisch.
Unser Schulbetrieb soll die Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn vertiefen. Wir unterrichten allerdings nur ungarische Kinder. Deren Eltern haben entweder eine besondere Beziehung zu deutschsprachigen Ländern oder wollen ihren Kindern einfach eine umfassende Sprachausbildung mitgeben. Wir bieten als erste Fremdsprache Englisch, als zweite Französisch und als Freigegenstand Italienisch an. Das Maturazeugnis berechtigt dann zu einem Studium in Österreich oder in Ungarn. Manche unserer Schüler sprechen neben der Muttersprache vier oder gar fünf Fremdsprachen.
Ich fühle mich sehr wohl bei meinem Leben hier. Einerseits weil mir Ungarn gefällt, weil ich gerne in Budapest lebe, weil ich hier viele liebenswürdige, höfliche, gebildete und auch sehr kosmopolitische Menschen kenne. Aber auch weil das Arbeiten im Ausland in meinem Leben eine wichtige Rolle spielt. Ich brauche diese Herausforderung, diese Abwechslung, das Neubeginnen. Routine macht mich schnell nervös.
Meine familiären Wurzeln habe ich im Südburgenland, in Oberwart. Meine Mutter kam aus Ungarn, aus Körmend. Ungarisch habe ich als Kind trotzdem nicht gelernt, das war damals normal. Erst später, bei meinem ersten Budapest-Aufenthalt, habe ich das nachgeholt, mit viel Geduld und Enthusiasmus für diese faszinierende Sprache.