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Sonntag, 14. Januar 2007

Fünf Sprachen fürs Leben

Christa Wenzl
Christa Wenzl, 52, unterrichtet Französisch und Italienisch am österreichischen Oberstufenrealgymnasium in Budapest.


Ich habe schon ein­mal in Ungarn gelebt. Von 1994 bis 2000. Als stell­ver­tre­ten­de Lei­te­rin des öster­rei­chi­schen Kul­tur­in­sti­tuts. Von der Aus­bil­dung her bin ich aber Roma­nis­tin. Und als die Öster­rei­chi­sche Schu­le hier eine Stel­le aus­ge­schrie­ben hat, habe ich mei­ne Chan­ce genutzt. Seit einem Jahr unter­rich­te ich nun an die­sem Ober­stu­fen­re­al­gym­na­si­um Fran­zö­sisch und Italienisch.
Unser Schul­be­trieb soll die Bezie­hun­gen zwi­schen Öster­reich und Ungarn ver­tie­fen. Wir unter­rich­ten aller­dings nur unga­ri­sche Kin­der. Deren Eltern haben ent­we­der eine beson­de­re Bezie­hung zu deutsch­spra­chi­gen Län­dern oder wol­len ihren Kin­dern ein­fach eine umfas­sen­de Sprach­aus­bil­dung mit­ge­ben. Wir bie­ten als ers­te Fremd­spra­che Eng­lisch, als zwei­te Fran­zö­sisch und als Frei­ge­gen­stand Ita­lie­nisch an. Das Matu­ra­zeug­nis berech­tigt dann zu einem Stu­di­um in Öster­reich oder in Ungarn. Man­che unse­rer Schü­ler spre­chen neben der Mut­ter­spra­che vier oder gar fünf Fremdsprachen.
Ich füh­le mich sehr wohl bei mei­nem Leben hier. Einer­seits weil mir Ungarn gefällt, weil ich ger­ne in Buda­pest lebe, weil ich hier vie­le lie­bens­wür­di­ge, höf­li­che, gebil­de­te und auch sehr kos­mo­po­li­ti­sche Men­schen ken­ne. Aber auch weil das Arbei­ten im Aus­land in mei­nem Leben eine wich­ti­ge Rol­le spielt. Ich brau­che die­se Her­aus­for­de­rung, die­se Abwechs­lung, das Neu­be­gin­nen. Rou­ti­ne macht mich schnell nervös.
Mei­ne fami­liä­ren Wur­zeln habe ich im Süd­bur­gen­land, in Ober­wart. Mei­ne Mut­ter kam aus Ungarn, aus Kör­mend. Unga­risch habe ich als Kind trotz­dem nicht gelernt, das war damals nor­mal. Erst spä­ter, bei mei­nem ers­ten Buda­pest-Auf­ent­halt, habe ich das nach­ge­holt, mit viel Geduld und Enthu­si­as­mus für die­se fas­zi­nie­ren­de Sprache.

auf­ge­zeich­net von ES; ver­öf­fent­licht in: Die Zeit, Nr. 43/2006
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