Theater hat mich sehr früh schon fasziniert. Beim Straßenzirkus-Festival in Basel streunte ich mit einer Gruppe von Kindern in der Stadt herum. Bald wurde unsere Kindergang ins Programm eingebaut, damit wir den Betrieb nicht stören. Von da an habe ich selbst immer wieder neue Theatertruppen gegründet. Die erste, den Circo Zingaro, im Alter von 13. Später zog ich nach Kalifornien, um an einer Schule für Straßentheater zu lernen.
Straßentheater war mein Lebensplan. Irgendwann bin ich aber abgebogen, um in New York eine Musical-Ausbildung zu absolvieren. Damals fand ich heraus, dass eine große Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten für mich essentiell ist. Als Regisseurin kann ich etwas gestalten, etwas in die Welt setzen. Ich kann die Schauspieler anleiten, ihnen sagen, wie es geht. Ich war selbst auch gerne Schauspielerin, aber die Regie entspricht meinem Naturell viel besser.
Vor 25 Jahren kam ich nach Wien, weil ich eine künstlerische Heimat suchte. Berlin wäre auch in Frage gekommen, da hat sich aber niemand für mich interessiert. In Wien sind dagegen gleich viele Türen aufgegangen. Ich wurde zu Parties eingeladen, konnte beim Impulstanz-Festival andocken und lernte Choreografen und Tänzerinnen kennen. Meinen ersten richtigen Auftritt in der Stadt hatte ich in der Broadway Bar, wo ich Lieder aus den 30er Jahren gesungen und getanzt habe. Ab da reiht sich eins ans andere. Seit 1995 produzieren wir in unserem Theater Foxfire jedes Jahr mehrere Stücke für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Seit zehn Jahren bin ich zudem im Dschungel Wien als Regisseurin tätig, dem Theaterhaus für junges Publikum. Und dort bereite ich mich jetzt gerade auf meine neue Rolle vor: mit 1. Juli übernehme ich das Amt der Künstlerischen Leiterin und Direktorin.
Wer für Erwachsene Theater macht, kann naturgemäß viel voraussetzen. Man kennt sein Publikum im Wesentlichen. Bei Jugendlichen ist das anders. Man fängt immer bei Null an, man setzt nichts voraus. Gerade das Publikum des Dschungel ist in jeder Hinsicht sehr gemischt. Da braucht es Empathie. Jungen Menschen muss man zeigen, dass man sich für sie interessiert. Man muss die Chance nützen, ihnen einen neuen Blickwinkel zu eröffnen. Buben können dabei im Idealfall erfahren, dass sie nicht vorgefertigten Rollenbildern entsprechen müssen, sondern sich selbst aussuchen können, wie und was sie sein wollen. Das eigene Lebensalter spielt bei der Arbeit mit Jugendlichen überhaupt keine Rolle, wichtig ist nur, dass man selber wach im Hirn bleibt. Und dafür sorgen zum Glück schon meine beiden Kinder.