Ich spreche immer noch kein Deutsch. Das brauche ich in dieser Stadt offenbar nicht, jeder spricht Englisch mit mir. Aber vielleicht sollte ich eines Tages einen Deutschkurs besuchen. Jetzt konzentriere ich mich aber erst einmal auf die Musik.
An einem Konservatorium in Boston bin ich als Studentin für music production eingeschrieben, lerne, wie das Musikgeschäft funktioniert und was man als Produzentin elektronischer Musik so braucht. Bis zum Abschluß dauert es eineinhalb Jahre. Das alles kann ich von Wien aus machen. Online. Ich sitze viel zuhause am Computer und absolviere ein Fernstudium. Toll.
Das Singen habe ich nie richtig gelernt. Im Chor an der High School habe ich gesungen, wie man eben so singt. Eine Ausbildung habe ich aber nicht. Irgendwann fiel mir auf, dass ich stark auf Musik anspreche. An der Rutgers University lernte ich eine Band kennen, die eine Sängerin suchte. Die Jungs stellten mir ein Mikrofon vor die Nase – und seither singe ich eben.
Die Musik hat mich auch nach Wien gebracht. Ende der 90er Jahre lebte ich in New York als Herausgeberin des Kunstmagazins repellent. Ich wollte dort möglichst viele unterschiedliche Medien thematisieren. Dabei stieß ich auf die Fotografentruppe der Lomographic Society. 1999, zum Lomo World Congress, kamen viele Österreicher nach New York, darunter Musiker wie Patrick Pulsinger und Erdem Tunakan. Die haben mich neugierig gemacht auf Wien. Als ich über Neujahr erstmals in die Stadt kam, konnte ich all diese wunderbaren Künstler für mein Magazin interviewen: Electric Indigo, Tibcurl, Louis Austen. Später habe ich in New York noch ein repellent-Festival veranstaltet, eine weitläufige Art Expo. Bald habe ich aber gemerkt, dass mir das auf Dauer zuviel wird. Ich mußte mir etwas Neues überlegen. Und habe mich für die Musik entschieden.
Jetzt lebe ich in Ottakring. Das erinnert ein bisschen an Belleville, einen sehr lebendigen und mulitkulturellen Bezirk in Paris, wo ich vier Jahre lang gewohnt habe. Ja, ich fühle mich heute zuhause in Wien. Wer sich für elektronische Musik interessiert, ist gut aufgehoben in dieser Stadt. Ich bin bei vielen Produktionen als Gastsängerin engagiert. Mit I‑Wolf konnte ich arbeiten, mit Pulsinger, mit Gerhard Potuznik. Jetzt möchte ich aber mehr selber produzieren, auch weil ich dabei meiner Persönlichkeit gerechter werde. Zwei Singles habe ich schon gemacht. Meine Themen? Die Liebe, das Leben, die Lust oder einfach gar nichts bestimmtes.
Ausserdem veranstalte ich immer donnerstags eine große Party, The Artklub. Da lade ich Menschen ein, ihre Ideen zu verwirklichen. Ich bin die Kuratorin. Es gibt kein Geld. Aber einen Raum und die nötige Technik. Das muss reichen.