Von Berufs wegen bin ich Journalist. Seit 1964 habe ich für die spanische Tageszeitung La Vanguardia über Osteuropa berichtet. Als Katalane führe ich penibel Buch: In 40 Jahren habe ich 530 Reisen mit einer Gesamtdauer von 3.095 Tagen unternommen. Ich war in Summe also neun Jahre lang auf Achse. Seit fünf Jahren bin ich pensioniert. Gelegentlich, wie jetzt beim Besuch des Heiligen Vaters, schreibe ich aber noch für La Vanguardia. Die Kollegin, die aus Rom berichtet, bekommt gerade ein Kind. Da kann ich mich also nützlich machen. Ich werde mich nach Schwechat zum Flughafen begeben, um den Papst bei der Ankunft zu sehen. Die jungen Kollegen heute glauben, das könne man auch am Bildschirm beobachten. Ich aber will ihn erleben. Anschließend werde ich nach Maria Zell fahren. Und sollte es ein Pressetreffen mit Benedikt XVI. geben, werde ich seinen Ring küssen.
In der Hauptsache widme ich mich heute dem Opus Dei, dem „Werk Gottes“. Als Öffentlichkeitsarbeiter stehe ich mit Rat bereit, wann immer ich darum gebeten werde. Zuletzt habe ich die Ausstellung „Christsein im Alltag“ in der Rektoratskirche am Wiener Petersplatz kuratiert. Ich bin Numerarier, lebe also ehelos und widme auch jene Zeit dem Werk, die Verheiratete mit ihrer Familie verbringen. Das Werk ist meine Familie. Was wir eigentlich tun? Ganz einfach: Wo immer wir sind, versuchen wir den Bezug zu Gott herzustellen. Unsere Spezialität ist Gott im Alltag – ob im Urlaub, beim Sport, im Geschäftsleben oder in der Familie. Mein Bruder und ein Cousin, aber auch einige Journalistenkollegen haben auf diesem Weg den Zugang zum Opus Die gefunden. Wir alle haben erfahren, dass man Christus überall dort begegnen kann, wo gearbeitet wird.
Dem Opus Dei beigetreten bin ich mit 16 Jahren. Fünf Jahre später, als ich meinen Militärdienst ableistete, erreichte mich ein Schreiben, in dem der Heilige Josefmaria fragen ließ, ob ich bereit wäre, nach Wien zu gehen. Ich suchte ein Archiv auf, um etwas über Österreich zu erfahren. Und so lernte ich, dass dort ein Mann mit dem eigenartigen Namen Figl das Sagen hatte.
Josefmaria Escrivá, der das Opus Dei 1928 gegründet hat, um den Ruf zur Heiligkeit zu verbreiten, wollte uns in ferne Länder senden, um das „Werk Gottes“ auch dort einzupflanzen. Wir – etwa 20 junge Akademiker – durften elf Tage lang mit dem Heiligen Josefmaria in Rom verbringen. Er lehrte, dass wir auf unseren Wegen mit den anderen gleich werden sollten. Dass wir sein sollten, wie das Salz, das eine Speise schmackhaft macht, sich aber selbst auflöst. Als ich dann bei der Ankunft am Wiener Südbahnhof nach meinem Namen gefragt wurde, wurde ich vom Ricardo zum Richard. Das war mein erster Beitrag. Heute, fast 50 Jahre später, leben rund 350 Mitglieder des Opus Dei in Österreich. Und ich bin der dienstälteste Laie unter ihnen.