In Belgien war ich als Festivalveranstalter und Musikredakteur beim Radio tätig. Irgendwann wollte ich was Neues machen. Der Zufall führte mich nach Wien. Ich kam, um ein paar Freunde zu besuchen. Und bin geblieben, weil alles hier so angenehm ist. Überall findet man genügend Raum, im Zentrum der Stadt, aber auch rundherum. Verglichen mit Belgien ist alles schön groß, die Stiegenhäuser, die Häuser, die Straßen. Das Klima ist perfekt: warme Sommer, kalte Winter. Man spürt, dass dies Zentraleuropa ist. Der Belgier weiss ja nur, dass die Österreicher Berge haben und Ski fahren. Diese Vielfalt der Menschen hier hat mich überrascht.
Mit meiner Agentur fritspecial versuche ich, die Karrieren von Musikern zu planen. Das sind Gruppen wie Dunkelbunt, Mann über Bord, Das dreckige Kombo oder Amsterdam Klezmer Band. Ich suche die Projekte danach aus, ob die Musik was taugt und ob die Menschen mir zusagen. Dann entwickle ich als Buchungsagent konkrete Karriereschritte. Die belgische Poprock-Formation Zita Swoon ist in den Benelux-Ländern seit zehn Jahren bekannt, jetzt platzieren wir sie im Ausland. Derzeit tourt die Band in der Türkei. Ende November erscheint ihre neue CD in Österreich. Anfang Dezember spielt sie in Wien. So will ich sie nach und nach auch in Zentraleuropa bekanntmachen. Problematisch ist dabei nur, dass es im Kulturministerium keine Strukturen gibt, die einen dabei unterstützen. So sind wir immer auf die Kulturinstitute des Außenministeriums angewiesen, die sehr flexibel und hilfsbereit sind.
In Österreich wird zwischen E und U noch sehr ernsthaft unterschieden. Es herrscht eine strenge Hierarchie: Oben ist Mozart, dann kommt lange nichts. Elektronische Musik, World Music oder Jazz werden weit dahinter gereiht. In Belgien unterscheiden wir nur Genres und sehen alles gleichermaßen als Kulturerbe. Egal ob Klassik, Zeitgenössisches oder Pop.
Ich hatte Glück, in einer guten Bürogemeinschaft aufgefangen zu werden. Sergius kommt aus Polen, er macht mit seiner Agentur Sputnic Corporate Design und Werbung. Peter, auch Belgier, ist der Direktor von Autlook Filmsales. Özlem ist Türkin und als Projektmanagerin bei uns. Melina ist aus Sarajewo nach Wien geflüchtet und kümmert sich um das Büromanagement. Meine Frau Salma – bei Autlook karrenziert, weil wir ein Baby bekommen – ist halbe Ägypterin. Susanne ist die einzige gebürtige Österreicherin hier im Büro. Die Hauptsache für uns alle: Wir arbeiten nach dem Solidaritätsprinzip. Wenn es einem mal schlechter geht, kann er sich auf die anderen verlassen.