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Freitag, 02. Februar 2007

Der Job beginnt um Mitternacht

Daniel Schaffer
Daniel Schaffer, 30, ist sein halbes Leben schon als DJ tätig. Seit sechs Jahren legt er in Barcelona Schallplatten auf.


Mit acht habe ich ange­fan­gen, Plat­ten zu kau­fen. Dire Straits, Duran Duran, Pop. Dann Hea­vy Metal. Spä­ter Soul und Funk und Ska. Seit ich fünf­zehn bin, lege ich Plat­ten auf. Als DJ hab ich mich erst „Lodig“ genannt, dann „DJ Dani­el“. Ein Freund sag­te, ich müss­te inter­na­tio­nal den­ken. Und so lege ich seit vie­len Jah­ren als Dani­el Lodig auf.
Begon­nen habe ich in Wien. In der Are­na, im U4, im Flex. Dann war ich für eine Wei­le als „Resi­dent DJ“ bei FM4. Irgend­wann habe ich von mei­nem Vater Geld bekom­men und bin durch die Welt gefah­ren. Erst nach Havan­na, dann nach Madrid. Im Jahr 2000 besuch­te ich schließ­lich einen guten Freund in Bar­ce­lo­na. Seit­her bin ich hier. Mei­ne Toch­ter Car­men ist inzwi­schen fünf. Die nächs­ten Jah­re wer­de ich wohl hier ver­brin­gen. Wien wäre aber auch wie­der nett. Dort habe ich im Som­mer im Ick­eMi­cke auf­ge­legt. Es gibt vie­le gute Par­ties in Wien, gute Musi­ker wer­den ein­ge­la­den. Der Anspruch an die Musik ist dort höher. Dafür ist hier alles lang­sa­mer, son­ni­ger. Die Tage ver­ge­hen wahn­sin­nig schnell. Ich ste­he auf, gehe ins Kaf­fee­haus, brin­ge mei­ne Toch­ter in die Schu­le, besu­che einen Freund.
Musik ist im Moment das Wich­tigs­te für mich. Im „Mochi­ma“, einem klei­nen Tech­no-Club, lege ich zwei­mal im Monat auf. Und sonst eben, wenn sich irgend­wo etwas ergibt. Dazwi­schen muss ich mich immer mit irgend­wel­chen Jobs durch­schla­gen. In die­sen Zei­ten ist es mit dem Auf­le­gen nicht so ein­fach. In Bar­ce­lo­na fängt der Abend um Mit­ter­nacht an und dau­ert bis fünf oder sechs. Mit Kind oder einem Job ist es dann schwie­rig. Jetzt krie­ge ich ein hal­bes Jahr lang Arbeits­lo­sen­geld. Die Zeit nut­ze ich, um mit einem Freund „Pomelo“-Parties zu ver­an­stal­ten. Wir dru­cken Fly­er und laden Leu­te ein, 300 sind das letz­te Mal gekom­men. „Pome­lo“ – so heißt auch das Plat­ten­la­bel, das wir gemein­sam betrei­ben. Wir machen etwa eine Plat­te im Jahr. Mehr ist nicht drin.
Eigent­lich hät­te ich ger­ne ein eige­nes Plat­ten­ge­schäft, aber das macht öko­no­misch heut­zu­ta­ge kei­nen Sinn mehr. Ich bevor­zu­ge Schall­plat­ten gegen­über den digi­ta­len Medi­en­trae­gern. MP3s oder Cds klin­gen ver­gleichs­wei­se dünn. Bei Vinyl ist der Sound kräf­ti­ger, gera­de im Club merkt man das. Selbst besit­ze ich unge­fähr 6.000 Schall­plat­ten. Der Groß­teil davon lagert aller­dings in Wien. Doch jedes­mal wenn ich wie­der nach Bar­ce­lo­na fah­re, neh­me ich einen Packen davon mit.

auf­ge­zeich­net von ES; ver­öf­fent­licht in: Die Zeit, Nr. 47/2006
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