Seit sieben Jahren kenne ich die Stadt. Bis heute verstehe ich aber nicht, was den Wiener immer wieder zum Würstelstand zieht: Da steht er an der Straße, Autos brausen vorbei, und er verschlingt eine Wurst, die er zuhause niemals essen würde. Komisch.
Ansonsten bin ich begeistert von Wien. Meine Freunde in Holland konnten das anfangs nicht nachvollziehen. Zumal ich mich in jenen Tagen für Wien entschieden habe, als die schwarzblaue Koalition ins Amt kam. Inzwischen kommen aber alle gern zu Besuch, weil sie die Gemütlichkeit schätzen, die Kaffeehäuser, die Lokalszene. In Rotterdam können sie in vielen Teilen nachts nicht alleine nach Hause gehen, hier spazieren sie über den Gürtel von einem Lokal zum anderen.
Beruflich hängt mein Herz am Hotelgewerbe. Ich habe für Mariott in Wien gearbeitet und Verträge mit Großkunden ausgehandelt. Das hat Spaß gemacht, weil es so dynamisch ist. Immer Action. Der Preis dafür war allerdings hoch: Woche für Woche habe ich 60 Stunden gearbeitet.
Seit fünf Jahren bin ich auch als Bezirksrätin der Grünen in Ottakring tätig. Meine erste Rede wurde nicht gerade begeistert aufgenommen: Ich war damals die Jüngste, eine Ausländerin, mein Deutsch war nicht gut. Außerdem war ich gerade über die FPÖ empört und wollte ausgerechnet über die Regenbogenparade sprechen. Aber im Alltag geht es meist um praktische Themen, um Zebrastreifen oder Ampeln.
Ob ich mich politisch weiter entwickeln werde, weiß ich nicht: Für jedes höhere Amt müsste ich meinen holländischen Pass gegen einen österreichischen eintauschen. Und das kann ich mir noch nicht vorstellen.