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Sonntag, 15. November 2015

Wie geht’s weiter?

Zuletzt geändert am 23. Oktober 2022
Acht junge Menschen erzählen, wo sie Wien, Österreich, die Welt und sich selbst in zehn Jahren gerne sehen würden. Gianmaria Gava hat die Erzählenden fotografiert, Ernst Schmiederer ihre Berichte aufgezeichnet.

Acht jun­ge Men­schen erzäh­len, wo sie Wien, Öster­reich, die Welt und sich selbst in zehn Jah­ren ger­ne sehen wür­den. Gian­ma­ria Gava hat die Erzäh­len­den foto­gra­fiert, Ernst Schmie­de­rer ihre Berich­te aufgezeichnet.

Samedino-Gianmaria-s

Same­di­no Rama­d­a­no­ski, Han­dels­schü­ler, ist vor 19 Jah­ren in Wien zur Welt gekom­men und sieht sei­ne Zukunft auf gro­ßen Bühnen:

Auf­ge­wach­sen bin ich im 11. Bezirk, das ist mein Zuhau­se. Ich will jetzt erst die Han­dels­schu­le abschlie­ßen und nach­her viel­leicht noch eine Leh­re mit Matu­ra anhän­gen. Viel­leicht ler­ne ich Ein­zel­han­dels­kauf­mann bei Lidl. Die zah­len gut. Außer­dem bie­ten sie fai­re Arbeits­zei­ten, tol­le Auf­stiegs­chan­cen und dazu noch die Mög­lich­keit, in Baden Würt­tem­berg in einem Stu­di­um zum Ver­kaufs­lei­ter aus­ge­bil­det zu wer­den. In Wahr­heit will ich aber ein Star wer­den. Einer, den jeder kennt. Der auf gro­ßen Büh­nen auf­tritt. Der nicht schlecht ver­dient. Der ande­re inspi­riert. Der gelobt wird und trotz­dem am Boden bleibt. Büh­ne ist wich­tig für mich. Da kann ich mich prä­sen­tie­ren, so zei­gen, wie ich bin. Seit sechs Jah­ren tre­te ich als Beat­bo­xer auf. Als Mund­akro­bat bin ich ganz ok, glau­be ich. Ich kann etwas her­zei­gen, wo die Leu­te sagen: wow, cool. Nächs­tes Jahr kommt ein Film in die Kinos, Sieb­zehn, in dem ich die männ­li­che Haupt­rol­le spie­le, einen 18jährigen names Mesut. Die Matu­ra ist also mein Back­up, wenn ich kein Star wer­de. In zehn Jah­ren wer­den wir sehen, ob ich das geschafft habe. Ich bin gläu­big, glau­be an Allah. Wer weiß, wo mich Gott eines Tages hinführt. 

Mei­ne Groß­el­tern kamen vor vier­zig Jah­ren aus Maze­do­ni­en nach Wien. Die woll­ten ein bes­se­res Leben. Heu­te sind sie gera­de sech­zig Jah­re alt, Pen­sio­nis­ten, öster­rei­chi­sche Staats­bür­ger. Ich woh­ne noch bei mei­nen Eltern. Papa war bei der MA48 beschäf­tigt. Mama hat gesund­heit­li­che Pro­ble­me, sie darf nicht arbei­ten. Essen gehe ich am liebs­ten zu mei­ner Oma. Alles schmeckt gut bei ihr. Ich spa­re Monat für Monat 50 Euro, damit ich in sechs Jah­ren genug für eine Woh­nung habe. Geld ist wich­tig. Man kann nicht ein­fach hei­ra­ten und ein Kind zeu­gen. Man braucht einen Plan.

Wien ist gar nicht schlecht. Alles klar, alles Bom­be hier. Ich bin froh, dass ich nicht in Syri­en oder Afgha­ni­stan lebe. Hier kann ich schla­fen, solan­ge ich will. Ich krieg eine gute Bil­dung. Ein bissl mehr Sport in der Schu­le wäre gut. Mehr Hoch­häu­ser in der Stadt auch. Ein biss­chen moder­ner könn­te alles sein. Ich weiß, dass jetzt die Bil­dungs­bud­gets über­all gekürzt wer­den. Und ich hof­fe, dass das in zehn Jah­ren wie­der anders sein wird. Wenn mehr Migran­ten kom­men, dann wird auch die FPÖ wie­der schwä­cher. Die ers­te Gene­ra­ti­on der Flücht­lin­ge hat es schwer. Die Eltern wer­den als Rei­ni­gungs­kräf­te arbei­ten müs­sen, Bade­zim­mer put­zen. Aber ihre Kin­der wer­den hier in die Schu­le gehen. Und aus denen wird was neu­es hier. Die haben eine gute Zukunft. Noch sit­zen sie in irgend­wel­chen Lager­häu­sern, wo sie not­ver­sorgt wer­den. Aber nächs­tes Jahr haben sie viel­leicht schon Arbeit. Und eine Woh­nung. Und eine Bankomatkarte.

Yuria-Gianmaria-s

Yuria Knoll, 19 Jah­re, Schü­le­rin, kam in Japan zur Welt, bewegt sich im Roll­stuhl durch Wien und hofft auch auf geis­ti­ge Barrierefreiheit:

Wer weiß, ob ich in zehn Jah­ren noch in der Stadt sein will. Kei­ne Ahnung. Ich bin viel unter­wegs. Vor fünf Jah­ren war ich noch in Salz­burg. Aber soll­te ich in noch hier sein, dann wün­sche ich mir viel Ver­än­de­rung. Mein Vater ist ver­gan­ge­nes Jahr im Alter von 55 gestor­ben. Anfangs habe ich mir ein­ge­re­det, er hät­te ein lan­ges Leben gehabt. Aber das stimmt nicht. Men­schen wer­den im Nor­mal­fall heu­te min­des­tens 75. Da feh­len also 20 Jah­re – soviel Zeit, wie ich bis jetzt hat­te. Inso­fern sind zehn Jah­re lan­ge genug, dass man wirk­lich etwas ver­än­dern, ver­bes­sern kann. Viel­leicht nicht die gan­ze Welt. Aber Wien.

Also. Von uns Jun­gen wün­sche ich mehr Betei­li­gung. Ich kann zwar ver­ste­hen, dass sich heu­te jeder zwei­te fragt, war­um er über­haupt wäh­len gehen soll. Dass man sagt, ich habe kei­nen Bock auf euch. Aber da muss sich die Poli­tik nun an der Nase neh­men: wenn Men­schen so abge­sto­ßen sind, da muss man schon sehr viel Blöd­sinn gemacht haben. Des­halb ist der Link zwi­schen Poli­tik und Bil­dung beson­ders wich­tig. Da muss sich ganz viel tun. Die Schu­le muss posi­tiv aus­ge­rich­tet wer­den. Bei uns wer­den immer noch Feh­ler rot ange­stri­chen, wäh­rend man in ande­ren Län­dern posi­ti­ve Din­ge lobt. Hier erwar­tet man, dass sich Kin­der mit zehn oder 14 Jah­ren für eine Schul­aus­bil­dung ent­schei­den, die spä­ter mal zu ihrem Beruf passt. Das ist idio­tisch. Jeder Mensch ist anders, Schu­le braucht Indi­vi­dua­li­tät und Toleranz.

Ich habe Zere­bral­pa­re­se, eine Stö­rung des Ner­ven­sys­tems und der Mus­ku­la­tur im moto­ri­schen Bereich. Ich bin auf den Roll­stuhl ange­wie­sen. Gera­de habe ich hier – mit­ten im 1. Bezirk – gese­hen, wie Arbei­ter am Boden knie­end in einer Gas­se auf die gan­ze Län­ge hin Kopf­stein­pflas­ter ver­legt haben. Denkt eigent­lich irgend­je­mand mit? Man soll­te end­lich die Geh­stei­ge abfla­chen, zumin­dest mal hier im Zen­trum, und nicht noch wei­te­re Hür­den bau­en. Und könn­ten die Wie­ner Lini­en bit­te dafür sor­gen, dass die Lif­te in den U‑Bahnen auch funk­tio­nie­ren? Das soll­te eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein. Ich arbei­te gera­de in einer Pro­duk­ti­on am Volks­thea­ter mit. In die­sem Haus gibt es kaum Lif­te. Und die, die dort sind, hän­gen immer wie­der mal. Der Tech­ni­ker hat mir erklärt, dass ohne­hin nur weni­ge Roll­stuhl­fah­rer ins Thea­ter kom­men. Kein Wun­der, wenn sie nicht rein­kön­nen. Die­se Grund­ein­stel­lung ist typisch. Ein Bus­fah­rer, der nicht aus­steigt, obwohl er weiß, dass er mir die Ram­pe zum Ein­stei­gen run­ter­fah­ren müss­te. Das ist alles so öster­rei­chisch, so ver­korkst. Damit soll­ten wir auf­hö­ren. Lif­te, Ram­pen, Bar­rie­re­frei­heit – das ist ein brei­tes Pro­gramm. Wenn wir das schaf­fen, dann kann viel passieren.

Und: Es ist doch lei­der so, dass immer die­je­ni­gen, die wei­ter unten sind, Din­ge aus­ba­den müs­sen, die jene ver­bockt haben, die wei­ter oben sind. Lehr­plä­ne. Bil­dungs­not­stand. Poli­tik­ver­sa­gen. Das ist unge­recht und soll­te sich drin­gend ändern. Wenn Ent­schei­dungs­trä­ger wirk­lich wüss­ten, was sie mit ihren Ent­schei­dun­gen aus­lö­sen, dann wür­den sie viel­leicht anders arbeiten.
Und zuletzt: War­um braucht man die öster­rei­chi­sche Staats­bür­ger­schaft, um hier zu wäh­len? Wie doof ist das denn? Ich hab sie geerbt, weil mein Vater Öster­rei­cher war. Ist das demokratisch?

Laura-Gianmaria-s

Lau­ra Scho­ch, 27, wuchs in Wien auf, ist Vor­sit­zen­de der Bun­des­ju­gend­ver­tre­tung, lei­tet bei den „Kin­der­freun­den“ das Hilfts­pro­jekt con­nect und schätzt Wortklauberei:

Mit 18 habe ich die Schu­le abge­bro­chen, aber noch schnell eine drei­jäh­ri­ge Knö­del­aka­de­mie abge­schlos­sen. Inzwi­schen habe ich längst die Berufs­rei­fe­prü­fung gemacht und stu­die­re schon ein Wei­le, Kul­tur- und Sozi­al­an­thro­po­lo­gie sowie Jus. Als 15jährige bin ich in die Sozia­lis­ti­sche Jugend ein­ge­tre­ten. Zuletzt war ich SJ-Frau­en­spre­che­rin. Inzwi­schen bin ich zum zwei­ten Mal als eine von vier Vor­sit­zen­den der Öster­rei­chi­schen Bun­des­ju­gend­ver­tre­tung gewählt wor­den. In die­sem Rah­men sind Arbeits­grup­pen zu beschi­cken, die mit­un­ter auch sehr kon­kret zum Gesetz­wer­dungs­pro­zess bei­tra­gen. Dabei habe ich Frau­en ken­nen­ge­lernt, die als Juris­tin­nen rich­tig gut waren und mich von Anfang an ein­ge­bun­den haben. Ich mag Spra­che und kann mich gut in Wort­klau­be­rei­en ver­tie­fen. Ich gehe also davon aus, dass ich mein Jus-Stu­di­um auch ein­mal fer­tig mache.

Ich bin jetzt seit zwölf Jah­ren poli­tisch aktiv und habe einen grund­sät­zich posi­ti­ven Blick auf die Welt. Ich bemü­he mich, immer Sachen zu tun, die ich mag. Ich habe zwar kei­ne Ahnung, was ich in zehn Jah­ren machen wer­de. Aber ich bin zuver­sicht­lich, dass es immer noch Sachen sein wer­den, die ich mag, die Sinn machen. Din­ge, die mit dem zusam­men­pas­sen, wie ich die Welt sehe. Und die wird, so hof­fe ich doch, 2025 eine bes­se­re sein.

Ein Kern­pro­blem unse­rer Zeit: vie­le Men­schen haben nicht das Gefühl, dass sie mit­ge­stal­ten könn­ten. Das muss sich defi­ni­tiv ändern, sonst krie­gen wir wirk­lich ein Pro­blem. Wir müs­sen Struk­tu­ren schaf­fen, die für mehr Men­schen offen sind. Das muss man den Par­tei­en klar machen. Mit­ge­stal­ten, das betrifft aber auch unse­ren Umgang mit­ein­an­der, die Fra­ge, wie sich Zusam­men­le­ben gestal­tet. Wie man Empa­thie und Soli­da­ri­tät emp­fin­det und lebt. Das kön­nen Men­schen natür­lich nur dann tun, wenn sie auch ein bissl Luft haben, um sich ein­zu­brin­gen. Wenn sie also aus dem Kastl raus­schau­en kön­nen, wenn sie genug ver­die­nen und sozi­al­ver­si­chert sind. Ich bin dies­be­züg­lich zuver­sicht­lich – sonst könn­te ich nicht tun, was ich tue.

Seit Sep­tem­ber bin ich bei den „Kin­der­freun­den“ ange­stellt, um die con­nect-Pro­jek­te zu orga­ni­sie­ren. Am West­bahn­hof, in Trais­kir­chen, in Erd­berg, am Flug­ha­fen Schwe­chat sowie dem­nächst noch an zwei wei­te­ren Stand­or­ten orga­ni­sie­ren wir Bil­dungs- und Frei­zeit­an­ge­bo­te für jun­ge Flücht­lin­ge und ihre Eltern. Als sich im Bur­gen­land Rot-Blau gebil­det hat, war ich wie vie­le ande­re auch wirk­lich fas­sungs­los. Dass Wien gesagt hat, so nicht, das war poli­tisch für mich sehr wich­tig. Dass die offe­ne Hal­tung gegen­über Flücht­lin­gen in die­ser Stadt bei den Wah­len poli­tisch nicht abge­straft wur­de, das macht mich doch hoffnungsfroh.

Ruiji-Gianmaria-s

Rui­ji Zhao, 20, in Wien gebo­ren und auf­ge­wach­sen, stu­diert an der WU Wien Inter­na­tio­na­le Betriebs­wirt­schafts­leh­re sowie Ver­glei­chen­de Lite­ra­tur­wis­sen­schaf­ten an der Hauptuniversität:

Ich lie­be Wien. Ich bin froh, dass ich hier auf­ge­wach­sen bin. Ich habe die Geburts­lot­te­rie gezo­gen. Das muss man wert­schät­zen. Es kann aller­dings gut sein, dass ich in zehn Jah­ren nicht hier, son­dern in Chi­na lebe. Ein Umzug dort­hin scheint mir jeden­falls nicht unrealistisch.

Mein Vater kam unter Mao zum Stu­di­um nach Wien, muss­te nach kur­zer Zeit aber zurück und für ein hal­bes Jahr im Rah­men der Bil­dungs­po­li­tik am Land arbei­ten. Mei­ne Mut­ter hat­te in Chi­na Ger­ma­nis­tik stu­diert und in Öster­reich Wirt­schaft. Ken­nen­ge­lernt haben sich die bei­den an der Wirt­schafts­uni Wien. Indem ich jetzt an der WU Inter­na­tio­na­le Betriebs­wirt­schafts­leh­re stu­die­re, geht für sie auch ein Wunsch in Erfül­lung. Für mich war die Stu­di­en­wahl eine kom­pli­zier­te Ent­schei­dung. Ich hat­te über­legt, an der Ange­wand­ten Schreib­kunst zu stu­die­ren. Dafür hät­te ich mich aber kom­plett der Kunst ver­schrei­ben müs­sen. Ich möch­te spä­ter ein­mal die wirt­schaft­li­chen Bezie­hun­gen zwi­schen Chi­na und Öster­reich aus­bau­en. Mein Vater expor­tiert Pas­siv­haus-Tech­no­lo­gie nach Chi­na, das ist gut so. Ich sehe aber, dass in Chi­na noch vie­le Pro­ble­me zu lösen sind. Und dazu bin ich nach mei­nem Stu­di­um bereit. Lite­ra­tur ist mei­ne Lei­den­schaft. Daher ist das Stu­di­um der Lite­ra­tur­wis­sen­schaft eine Art Gegen­ge­wicht zum WU-Betrieb. Ich betrach­te das als Freizeitaktivität.

Mir ist das wich­tig, was jetzt gera­de pas­siert. Ich will jeden Moment bewusst erle­ben, weil es spä­ter dafür zu spät sein wird. Man muss das Leben wahr­neh­men und emp­fäng­lich dafür sein. Von der Zukunft habe ich ent­spre­chend vage Vor­stel­lun­gen. Durch die Ent­wick­lun­gen in Chi­na ver­schiebt sich das welt­wei­te Macht­ge­fü­ge. Die USA wer­den nicht die domi­nan­te Welt­macht blei­ben. Die Men­schen in Chi­na sind teils sehr unzu­frie­den. Das habe ich bei mei­nen Besu­chen dort gese­hen. Sie sind begeis­tert von einem Ame­ri­ka, das es frü­her ein­mal gab, von dem Land der Frei­heit. Zumin­dest in Bejing ten­die­ren vie­le Chi­ne­sen zum Wes­ten. Natür­lich will ich mit­er­le­ben, was sich dort entwickelt.

Auf­grund mei­nes Aus­se­hens wur­de ich in Wien immer wie­der beschimpft. Man hat sich über mich lus­tig gemacht, zuhau­se im Bezirk, in Meid­ling. Es gab Vor­fäl­le. Ver­bal. Phy­sisch. Die Aus­län­der­feind­lich­keit ist ein gro­ßes Pro­blem in die­ser Stadt. Die Rechts­po­pu­lis­ten und die Het­zer machen mir Angst. Wären die in Wien an der Macht, wür­de die Stadt sicher nicht so funk­tio­nie­ren. Dass die ande­ren Par­tei­en denen soviel Gele­gen­heit geben, sich beliebt zu machen, ver­ste­he ich nicht. Man muss sie bekämp­fen. Ob dies gesche­hen wird? Ich bin skeptisch. 

Ich schrei­be. Kei­ne Geschich­ten mehr, son­dern Tage­buch. Man muss etwas erlebt haben, um eine Geschich­te zu schrei­ben. Ich glau­be, dass ich in zehn Jah­ren das Zeug dazu haben wer­de, einen Roman zu schrei­ben. Bis dahin wer­de ich sprach­lich auf ein ent­spre­chen­des Niveau kom­men und dann auch etwas zu sagen haben. Ein Roman ist mein Ziel für die nächs­ten zehn Jahre.

Maria-Gianmaria-s

Maria Rit­ter, 20, Stu­den­tin, ist im 15. Wie­ner Gemein­de­be­zirk auf­ge­wach­sen und wünscht sich eine Welt ohne Sexismus:

Seit einem Jahr woh­ne ich im 16. Bezirk in einer WG. Wir sind zu dritt und haben eine Kat­ze. Davor war ich sechs Mona­te in Brüs­sel Aupair und habe gese­hen, dass mein Fran­zö­sisch noch ver­bes­sert wer­den kann. Jetzt stu­die­re ich eben Roma­nis­tik. Ich wer­de für ein, maxi­mal zwei Semes­ter mit dem Eras­mus-Pro­gramm nach Frank­reich gehen, am liebs­ten nach Lyon. Was ich danach beruf­lich mache, das ist die gro­ße Fra­ge. Ich habe das Gefühl, dass sich das so ent­wi­ckeln wird, wie es sich bei mei­nen Eltern ent­wi­ckelt hat. Mei­ne Mama hat ihr Stu­di­um abge­bro­chen, wur­de Buch­händ­le­rin und hat spä­ter lan­ge als Deutsch­leh­re­rin gear­bei­tet. Jetzt ist sie Male­rin. Mein Stief­va­ter kam als Zivil­die­ner in das Unter­neh­men, in dem er heu­te Geschäfts­füh­rer ist. Ich bin zuver­sicht­lich, dass sich das auch bei mir irgend­wie so entwickelt.

Was Stadt und Staat anlangt, erwar­te ich mir eher bana­le Sachen: mehr Gemein­de­bau­ten, ein­fa­che­ren Uni­zu­gang. Die tech­ni­schen Ent­wick­lun­gen, von Robo­tern bis hin zu social media, machen mir auch kei­ne gro­ßen Kopf­zer­bre­chen: da wird sich viel tun und vie­les grund­le­gend zum Bes­se­ren ver­än­dern. Was mich wirk­lich beschäf­tigt ist die Ent­wick­lung unse­rer Gesell­schaft. Ich ken­ne alle mög­li­chen Men­schen, die ganz unter­schied­li­che Ängs­te haben. Angst vor dem Älter­wer­den. Angst vor der Ver­ant­wor­tung, die auf einen zukommt. Wird man einen Job fin­den, der einem halb­wegs gefällt? Kann man sich ohne Unter­stüt­zung der Eltern selbst erhal­ten? Dar­über hin­aus sehe ich, wie sich ganz all­ge­mein Angst und Frus­tra­ti­on auf­baut. Und das wird sich irgend­wann, irgend­wie ent­la­den müs­sen. Zu hof­fen bleibt, dass das nicht all­zu schlimm wird. Aber danach wird es wohl bes­ser. Es gibt so vie­le geschei­te, kri­ti­sche, inno­va­ti­ve, offe­ne und krea­ti­ve Men­schen in Wien, in Euro­pa, in der Welt – ich kann und will mir ein­fach nicht vor­stel­len, dass sich das gesell­schaft­li­che Kli­ma in den nächs­ten zehn Jah­ren nega­tiv ent­wi­ckelt. Ande­rer­seits fra­ge ich mich natür­lich auch, ob ich mich mit mei­ner posi­ti­ven Denk­wei­se nur selbst davon bewah­re, nega­ti­ve Ent­wick­lun­gen zu erkennen.

Es gibt auch vie­le Trot­tel. Macht­gie­ri­ge. Ras­sis­ten. Sexis­ten. Ich hof­fe natür­lich, dass man einen gro­ßen Teil von denen umdre­hen kann. Wenn man heu­te über das Gen­dern oder über Gleich­be­rech­ti­gung spricht, kommt jedem das Gäh­nen. Das kann kein Mensch mehr hören. Aber natür­lich will ich als Frau gleich viel ver­die­nen wie ein Mann. Natür­lich will ich mich als Frau genau so viel trau­en dür­fen wie die Män­ner. Sobald eine Frau ihre Woh­nung ver­lässt wird die­ses The­ma akut: es neh­men sich immer noch unfass­ba­re vie­le Män­ner das Recht her­aus, einem etwas Blö­des nach­zu­ru­fen, einen anzu­fas­sen. Meist hört man nur so Sachen wie: he, Schlam­pe, wohin gehst Du? Erschre­ckend ist aber die All­täg­lich­keit die­ser Situa­tio­nen. Ich und die meis­ten engen Freun­din­nen wur­den schon min­des­tens ein­mal von einem Frem­den auf ein­deu­tig sexu­el­le Art ange­tatscht. In zehn Jah­ren könn­te ich Mut­ter einer Toch­ter sein. Dass die­sem Mäd­chen dann auch noch irgend­wann so etwas pas­sie­ren wird, ist eine grau­en­haf­te Vor­stel­lung. In die­ser Hin­sicht muss ich mei­nen grund­sätz­li­chen Opti­mis­mus mit einem Fra­ge­zei­chen relativieren. 

Vincent-Gianmaria-s

Vin­zent Rest, 25, hat in Kopen­ha­gen Lebens­er­fah­rung gesam­melt und sucht jetzt in Wien Arbeit:

Ich bin im Som­mer aus Däne­mark zurück­ge­kom­men, wo ich das Stu­di­um der Poli­ti­schen Öko­no­mie mit dem Mas­ter abge­schlos­sen habe. Der Staat hat mir dort wie allen ande­ren Stu­die­ren­den auch monat­lich 500 Euro Sti­pen­di­um gewährt. Als EU-Bür­ger muss­te ich dafür noch 43 Stun­den pro Monat arbei­ten. Weil dort aber jeder irgend­et­was arbei­tet, fällt das nicht auf. Da gibt es gro­ßen Nach­hol­be­darf in Öster­reich: wir müs­sen den Arbeits­markt öff­nen. Zwei­tens: Es ist ein­fa­cher in Däne­mark ohne Dänisch-Kennt­nis­se zu arbei­ten als in Öster­reich ohne Deutsch-Kennt­nis­se. In Kopen­ha­gen spricht der Super­markt-Kas­sie­rer selbst­ver­ständ­lich pas­sa­bles Eng­lisch. In Wien ist das anders. Wir müs­sen also auf­pas­sen, dass wir die Men­schen, die etwa im Super­markt arbei­ten, nicht ver­lie­ren. Ein ein­fa­ches Mit­tel? Das Syn­chro­ni­sie­ren von Fil­men abschaf­fen! Das hat einen gro­ßen Bil­dungs­ef­fekt. Man kriegt Spra­chen so neben­her mit. Und auch als Zei­chen ist es wich­tig: das Syn­chro­ni­sie­ren kommt ja aus einer Zeit als Sprach­kennt­nis­se noch ein Eli­te­gut waren.

Die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung lese ich als Nega­tiv­trend für die FPÖ. Jun­ge Men­schen und sol­che mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund wäh­len eher nicht die xeno­pho­ben Par­tei­en. Das heisst aber noch nicht, dass Mar­gi­na­li­sie­rung und Xeno­pho­bie dadurch weni­ger wer­den. Um das zu errei­chen, müs­sen wir vor allem ver­ste­hen ler­nen, dass Kul­tur Dis­kurs ist: man gibt es etwas ein und kriegt etwas her­aus. Im Moment pfle­gen wir zwei Nar­ra­ti­ve, die neben­ein­an­der her lau­fen. Da gibt es einer­seits die Erzäh­lung vom Moder­ni­sie­rungs­ver­lie­rer. Und der gegen­über steht die der Gene­ra­ti­on Eras­mus. Wich­tig wäre es, die bei­den unter einen Hut zu brin­gen. Eras­mus ist ein Min­der­hei­ten­pro­gramm, das drin­gend erwei­tert wer­den muss. Zugleich muss aber klar gemacht wer­den, dass Zuhau­se­blei­ben nicht auto­ma­tisch zur Eng­stir­nig­keit führt. Und wie wir etwa an der FPÖ-Jugend­spre­che­rin erken­nen: wer eine Zusatz­aus­bil­dung in Har­vard absol­viert, ent­wi­ckelt nicht zwangs­läu­fig eine Sen­si­bi­li­tät für Minderheitenprobleme.

Am wich­tigs­ten wäre es, dass wir end­lich eine star­ke Kul­tur der Öffent­lich­keit ent­wi­ckeln. Wir brau­chen Trans­pa­renz. Und die braucht Mut. Zu fra­gen, was jemand ver­dient, muss im öffent­li­chen Bereich selbst­ver­ständ­lich sein. Unter­neh­men, die För­de­run­gen bezie­hen, müs­sen in Bezug auf Ein­kom­men und Ver­mö­gens­wer­te trans­pa­rent sein. Und natür­lich soll­te man auch wis­sen, wie das Vier­tel, in dem man lebt, sozio­öko­no­misch aus­schaut. Und schließ­lich: wie kommt es, dass ich als zuge­zo­ge­ner Salz­bur­ger Bau­ern­bub in Wien so viel bes­ser gelit­ten bin, als all die Men­schen, die hier mit ihrem Migra­ti­ons­hin­ter­grund leben und nicht wäh­len dür­fen. Ich war noch kei­ne zwei Wochen in Däne­mark als ich schon zu den Kom­mu­nal- und Regio­nal­wah­len zuge­las­sen war. Über­haupt: War­um ist es so schwie­rig, hier Staats­bür­ger zu wer­den? Damit schafft man die Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten vor denen immer gewarnt wird. Es gibt vie­le Din­ge, die wir ange­hen müs­sen. Wenn ich 35 Jah­re alt bin, will ich tat­säch­lich nur 37,5 Stun­den in der Woche arbei­ten müs­sen. Es muss selbst­ver­ständ­lich wer­den, dass in gro­ßen Unter­neh­men ab 17 Uhr kei­ne Mee­tings mehr ange­setzt wer­den – da holt man näm­lich sei­ne Kin­der aus dem Kindergarten. 

In Däne­mark haben sie bei vie­len die­ser wich­ti­gen Fra­gen gute Lösun­gen gefun­den. Davon kön­nen wir eben­so ler­nen, wie bei den klei­nen, eher bana­len Din­gen. Man muss wirk­lich nicht unbe­dingt die Poli­zei rufen, wenn es bei einer Par­ty beim Nach­barn um halb zwölf noch laut ist. Man muss nicht aus allem sofort ein Dra­ma und einen Skan­dal machen.

Sulai-Gianmaria-s

Sulai­man Kha­war, 28, ist als Zehn­jäh­ri­ger aus Afgha­ni­stan nach Wien gekom­men. Jetzt hat er unbe­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Flücht­lin­ge betreut:

Mein Bru­der hat mich nach Gän­sern­dorf mit­ge­nom­men, wo er in einer Wohn­ge­mein­schaft für unbe­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Flücht­lin­ge Nacht­diens­te schob. Danach habe ich die­sen Job zwei­ein­halb Jah­re lang sel­ber gemacht, drei Näch­te jede Woche, von 20.00 bis 8.00 Uhr früh. 14 Bur­schen, Ägyp­ter, Syrer, Afgha­nen. Ich habe eine HTL absol­viert und stu­die­re Wirt­schafts­in­for­ma­tik, aber ich hat­te kei­ne Aus­bil­dung, die mir in Gän­sern­dorf gehol­fen hät­te. Ich habe 30 Bur­schen ken­nen­ge­lernt und gese­hen, wie es ihnen geht, wenn sie nachts wein­ten und schlaf­wan­del­ten. Sie haben furcht­ba­re Din­ge erlebt auf ihren Rei­sen. Sie haben mir ihre Geschich­ten erzählt. For­mal waren die­se Erzäh­lun­gen oft so wie die Mär­chen, die man ihnen als Kin­der in Afgha­ni­stan erzählt hat, damit sie ler­nen, Gut und Böse aus­ein­an­der­zu­hal­ten. Mich haben sie zu mei­nem eige­nen Ich zurück­ge­bracht. Ich ken­ne die­se Mär­chen gut, weil ich aus Afgha­ni­stan kom­me. Mei­ne Fami­lie hat sich auf den Weg gemacht als ich sie­ben Jah­re alt war. Wir hat­ten eine lan­ge Zwi­schen­sta­ti­on in Mos­kau als dort noch die Anar­chie herrsch­te. Der Rubel war am Boden, die Schu­len waren über­füllt, über­all sah man Dro­gen und Alko­hol. Als Zehn­jäh­ri­ger bin ich hier in Wien ange­kom­men. Und jetzt muss­te ich ein­se­hen, dass ich den Bur­schen in Gän­sern­dorf nicht hel­fen kann. Es war auf die Dau­er zu belas­tend. Ich bekam Alp­träu­me. Im All­tag konn­te ich mit den Emo­tio­nen irgend­wie umge­hen. Aber sobald ich mich hin­ge­legt habe, kam alles über mich. Heu­te habe ich größ­ten Respekt vor Sozialpädagogen. 

Vor­ur­tei­le sind unser größ­tes Pro­blem, ein Mensch­heits­pro­blem. Nicht nur Ras­sis­ten haben Vor­ur­tei­le. Alle Men­schen haben sie. Auch die Bur­schen in Gän­sern­dorf. Das fängt bei der Reli­gi­on an: der macht dies oder jenes falsch. Und hört beim Boden­wi­schen nicht auf: der putzt nicht rich­tig. Man­che sind so in ihre Wer­te ver­liebt, dass sie belei­digt sind, wenn man die hin­ter­fragt. Ich habe in Öster­reich nie den Zwang gespürt, dass ich das Chris­ten­tum beson­ders akzep­tie­ren müss­te. Das nennt man Auf­klä­rung. Ein Schritt, der der isla­mi­schen Welt noch bevor­steht. Was in Euro­pa einst der Buch­druck ermög­licht hat, könn­te dort durch das Inter­net pas­sie­ren. Das ist ein Geschenk an die Mensch­heit, weil sich ein Afgha­ne und ein Ame­ri­ka­ner da zusam­men­tun und Vor­ur­tei­le abbau­en kön­nen. Die größ­te Chan­ce die­ser Tage liegt jeden­falls in der Bil­dung: wir müs­sen den Analpha­be­tis­mus bekämp­fen. Wir müs­sen Schu­len bau­en. Wenn wir uns jeden Tag bemü­hen, den Men­schen das Lesen bei­zu­brin­gen, dann haben wir in zehn Jah­ren eine bes­se­re Welt. Bil­dung und Leh­re, allein damit kön­nen wir die Welt verbessern.

Wer weiß, wann es in Afgha­ni­stan Frie­den gibt. Ich wün­sche mir, dass es im Lauf der nächs­ten zehn Jah­re so weit ist. Ich hof­fe, dass ich dann dahin fah­ren und chil­lig irgend­wo vor­tra­gen kann. Ich hof­fe, dass ich dann auch in den ent­le­gens­ten Gegen­den im Anzug ste­hen und den Leu­ten etwas bei­brin­gen kann, ohne dass sie sagen: Du bist ein Ungläubiger.

Amina-Gianmaria-s

Ami­na Waf­ler, 18, ist in Wien gebo­ren, stu­diert Kul­tur- und Sozi­al­an­thro­po­lo­gie und fürch­tet, dass der Kli­ma­wan­del aus dem Fokus gerät:

Es wird sich sehr viel ändern in den nächs­ten zehn Jah­ren. Es hat sich ja auch in den letz­ten zehn Jah­ren sehr viel ver­än­dert. Damals wur­de mei­ne Mama immer auf der Stra­ße ange­spro­chen, wenn sie mit ihren zwei klei­nen schwar­zen Kin­dern unter­wegs war. Stän­dig woll­ten irgend­wel­che Men­schen wis­sen, wo wir her­kom­men. Blö­de Bli­cke, blö­des Gestän­ker, das war nor­mal für uns. Unse­re Mama ist weiß, unser Vater stammt aus dem Kon­go. Heu­te sehen die Leu­te, dass das kein Pro­blem ist. Jetzt haben sie ein neu­es The­ma, jetzt wer­den ande­re Leu­te ange­stän­kert. Frau­en mit Kopf­tü­chern. Leu­te, die in der U‑Bahn laut in einer frem­den Spra­che tele­fo­nie­ren. Ich sehe das alles immer lie­ber opti­mis­tisch. Die Men­schen in Wien haben inzwi­schen gelernt, dass sie nicht nur von Öster­rei­chern und Öster­rei­che­rin­nen umge­ben sind.

Eigent­lich woll­te ich nach der Matu­ra ein Jahr in Lon­don als Aupair arbei­ten. Das hat sich aber so kurz­fris­tig zer­schla­gen, dass ich mir inner­halb einer Woche eine Alter­na­ti­ve über­le­gen muss­te. Jetzt stu­die­re ich Kul­tur- und Sozi­al­an­thro­po­lo­gie. Da gibt es ein Wahl­mo­dul Migra­ti­on, Flucht, Inte­gra­ti­on. Die­ses The­ma hat mich schon in mei­ner vor­wis­sen­schaft­li­chen Arbeit im Rah­men der Zen­tral­ma­tu­ra beschäf­tigt. Ich habe mich ein­ge­le­sen, wis­sen­schaft­li­che Kon­fe­ren­zen besucht, Pro­jek­te ange­schaut und zwei Wochen Work­shop bei der Young Cari­tas gemacht. Im Rah­men der Cari­tas gebe ich seit ein­ein­halb Jah­ren auch Nach­hil­fe für Flücht­lings­kin­der. Zur Zeit betreue ich Sua­do, Abdi und Ami­na, die aus Soma­lia und Niger kommen.

Es fühlt sich im Moment so an, als ob die Mensch­heit einen gro­ßen Umschwung erlebt, der unter­schied­li­che Reak­tio­nen her­vor­ruft. Da gibt es auf der einen Sei­te eine Wel­le der Angst und der Ver­un­si­che­rung, auf der ande­ren Sei­te aber auch den Wil­len, sich all dem zu stel­len und die kom­ple­xen Zusam­men­hän­ge, auf die so vie­le mit Angst reagie­ren, zu ver­ste­hen. Auch des­halb habe ich mir die­ses Stu­di­um aus­ge­sucht. Weil ich kaum sagen kann, wie ich mir mein eige­nes Leben in drei Jah­ren vor­stel­le, kann ich natür­lich auch kei­ne Pro­gno­sen dar­über abge­ben, wie sich die Welt in den nächs­ten zehn Jah­ren ent­wi­ckeln wird. Ich habe aber ein paar Wün­sche: Die Angst soll weni­ger wer­den, die brau­chen wir näm­lich nicht. Ängs­te ent­ste­hen aus Unwis­sen. Daher muss in den Schu­len bes­ser auf­ge­klärt wer­den über die Situa­ti­on, in der wir heu­te leben. Jugend­li­che müs­sen so aus­ge­bil­det wer­den, dass die­se Ängs­te gar nicht erst ent­ste­hen, dass sie den Blöd­sinn nicht glau­ben, den ihnen man­che ein­re­den wol­len. Und ganz all­ge­mein hät­te ich ger­ne mehr Offen­heit, mehr Mit­ei­an­der, weni­ger Gegen­ein­an­der, weni­ger Kon­kur­renz­druck, weni­ger gegen­sei­tig aus­ste­chen. Man soll­te Bezirks­gren­zen und Län­der­gren­zen nicht mehr so ernst nehmen. 

Eine The­ma macht aber auch mir beson­ders Angst: der Kli­ma­wan­del. Es stellt sich doch wirk­lich die Fra­ge, ob und wie mensch­li­ches Leben auf die­sem Pla­ne­ten in zehn Jah­ren noch mög­lich ist. Die Tat­sa­che, dass die­ses The­ma nun so weit in den Hin­ter­grund gerückt ist, macht mir Angst. Da bin ich lei­der nicht optimistisch.

(In einer gekürz­ten Fas­sung wur­den die­se Berich­te in der Öster­reich-Aus­ga­be von DIE ZEIT (Aus­ga­be No. 46 vom 12. Novem­ber 2015) publi­ziert. Und zwar im Rah­men einer „Drinnen“-Kolumne und eines Son­der­teils „Öster­reich 2025“.)

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