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Mittwoch, 20. Juli 2011

DejaVu: IMPORT/EXPORT went West

Zuletzt geändert am 8. Dezember 2023
DÉJÁ VU = Party im Kreisverkehr: Zwei Wochen lang wurde die Verkehrsinsel auf der Linzer Muldenstraße als Kulturzentrum zweckentfremdet. IMPORT/EXPORT war dabei.

DÉJÁ VU = Par­ty im Kreis­ver­kehr: Zwei Wochen lang wur­de die Ver­kehrs­in­sel auf der Lin­zer Mul­den­stra­ße zum Kul­tur­zen­trum. Auf Ein­la­dung von Peter Fat­tin­ger – Archi­tekt, Gestal­ter des IMPOR­T/­EX­PORT-Con­tai­ners und Pro­jekt­lei­ter DÉJÁ VU – war das IMPOR­T/­EX­PORT-Team einen Tag lang gast­ku­ra­to­risch dabei. Klar, dass sich das auch im Spei­se­plan niederschlug.

Speisekarte light

Mit­ge­bracht haben wir den Lin­zern eine Pato­gra­fie im Groß­for­mat: Ach, Linz, heisst es da, ach Linz, ohne uns Frem­de, Migran­ten, Zuge­wan­der­te … Und was die Lin­zer davon hal­ten? Bittäschön:

Inter­views zum neu­en Pla­kat von Patri­cio Handl from Blink­licht­Me­di­a­L­abs on Vimeo.

IMPORT/EXPORT erklär­te den Ver­kehrs­kno­ten­punkt auf der Mul­den­stra­ße jeden­falls für die­sen Tag zum Zen­trum der Welt und befrag­te des­halb auch die Exper­ten die­ser Welt – Bewoh­ner der bei­den angren­zen­den Stadt­vier­tel Bin­der­mi­chel und Spal­ler­hof. His­to­ri­sche Exper­ti­se steu­er­te eine Frau bei, die mit ihrer Toch­ter und ihren Enkeln ein­mal schau­en woll­te, was DeJa­Vu kann: Bin­der­mi­chel und Spal­ler­hof, erklär­te sie, das geht gar nicht: „Mei­ne Toch­ter wohnt in Spal­ler­hof, mei­ne Söh­ne in Bin­der­mi­chel. Die wür­den nie da rüber geben.“ War­um das so sein könn­te, erläu­ter­ten ande­re Pas­san­ten im Lauf des Tages: Die einen ver­trau­en den ande­ren nicht, das sei schon immer so gewe­sen. Zum Glück las­se sich die Jugend davon aber nicht mehr beeindrucken:

Kin­der­träu­me @ Deja Vu Linz from Blink­licht­Me­di­a­L­abs on Vimeo.

Spä­ter haben wir dann noch Phil­ipp und Gerald ken­nen­ge­lernt, der eine 14 und gera­de mit der Haupt­schu­le fer­tig, der ande­re 15 und Schü­ler der HTL-Maschi­nen­bau. Sie haben IMPOR­T/­EX­PORT-Glücks­kek­se geges­sen, sich über die Sprü­che gewun­dert („Die Brü­der stam­men aus einer tür­ki­schen Adels­fa­mi­lie, aber kamen als Schlos­ser“) und ein bissl gere­det. Wenn Aus­län­der zu uns kom­men, sag­ten sie, ver­än­dert sich viel. Man­che sei­en aso­zi­al, ande­re aggres­siv, wie­der ande­re eh nor­mal. Im Übri­gen sei ihnen egal, ob einer aus Bin­der­mi­chel oder Spal­ler­hof kommt.

PhilipGeraldLinzklein

Weil die Welt ohne Musik nicht zu den­ken ist, haben wir zum Schluß noch ein klei­nes Kon­zert anbe­raumt: Moj­ca Kosi, die aus Slo­we­ni­en nach Ober­ös­ter­reich kam, hat ihr Key­board in den Kreis­ver­kehr geschleppt und mit ihrer Super-Stim­me aus einem guten Tag in einen schö­nen Abend gemacht.

MojcaKosi Bhne klein

Bei die­ser Gele­gen­heit hat die 30jährige Musi­ke­rin auch noch ein Inter­view gege­ben, aus dem fol­gen­der Text für die DIE ZEIT ent­stan­den ist:

„Ich bin sehr sen­si­bel. Mei­ne Sin­ne sind alle­samt beson­ders wach. Dass mein Gehör so gut funk­tio­niert, ist in mei­nem Beruf nahe­lie­gend. Ich erken­ne aber auch jeden Geruch, bevor ande­re ihn über­haupt wahr­neh­men. Ich bin sehr licht­emp­find­lich. Und ich spü­re sofort, wenn jemand nicht die Wahr­heit sagt. Als Musi­ke­rin bin ich in einer Män­ner­ge­sell­schaft unter­wegs und oft die ein­zi­ge Frau weit und breit. Auch das schärft die Sin­ne. Ich lebe allein und kann mir nicht vor­stel­len, dass ein Mann mei­nen anstren­gen­den Rhyth­mus akzep­tie­ren wür­de. In den ver­gan­ge­nen zehn Tagen hat­te ich nur einen Tag frei, ich war immer auf irgend­ei­ner Büh­ne.
In die­sem Som­mer kon­zen­trie­re ich mich stär­ker auf mein eige­nes Ding. Easy Lis­tening, eine Mischung aus Jazz und Pop, Dia­na Krall, das ist mei­ne Welt, das ist die Musik, die ich lie­be. Eine Musik, die die See­le berührt und die Men­schen bewegt. Mit dem Kom­po­nis­ten und Arran­geur Her­mann Mies­bau­er arbei­te ich gera­de an mei­ner ers­ten CD, Lady Love Dia­ry. Es gibt ein Streich­quar­tett, einen Kon­tra­bass und ich bin Stim­me und Kla­vier. Und eben die Che­fin von fünf Män­nern. Die­se Rol­le ist mir auf den Leib geschnei­dert.
Zur Musik kam ich mit zehn. Ich lern­te Kla­vier, spiel­te Klas­sik und wuss­te bald, dass Musik mein Leben ist. Das Stu­di­um in Ljublja­na war dann aller­dings furcht­bar, musi­ka­li­sche Qua­li­tät zähl­te dort nicht. Bis dahin war ich immer die bra­ve, erfolg­rei­che Schü­le­rin. Aber das war nicht aus­zu­hal­ten. Von einem Tag auf den ande­ren schmiss ich alles hin, fuhr nach­hau­se und eröff­ne­te mei­nen Eltern, dass ich Jazz ler­nen wer­de. Sie hat­ten kein Geld, um mich zu unter­stüt­zen. Und konn­ten sich auch nichts dar­un­ter vor­stel­len. Ich blieb zuhau­se, übte neun Mona­te lang wie wahn­sin­nig, jeden Tag min­des­tes sechs Stun­den. Ich hat­te ein Ziel vor Augen: ich woll­te unbe­dingt an die Bruck­ner-Uni­ver­si­tät nach Linz und dort Jazz­kla­vier stu­die­ren.
Die Vor­aus­set­zun­gen waren schlecht, aber mein Wil­le war stark. Ent­ge­gen aller Pro­phe­zei­un­gen schaff­te ich die Auf­nahms­prü­fung. Ich muss­te dann mei­ne Freun­de, mei­ne Fami­lie, über­haupt alles hin­ter mir las­sen, um neu anfan­gen zu kön­nen. Deutsch lern­te ich übers Fern­se­hen und beim Lesen. Es gab Wochen, da hat­te ich zehn Euro zum Leben. Manch­mal wuss­te ich nicht, wie es wei­ter­ge­hen wird. Inzwi­schen habe ich das Jazz-Stu­di­um mit dem Bache­lor und dem Mas­ter abge­schlos­sen und dazu noch Klas­si­sches Kla­vier stu­diert. Ich unter­rich­te an der Musik­schu­le Linz. Das hilft nicht nur finan­zi­ell, son­dern ist eine gute Basis für die musi­ka­li­sche Wei­ter­ent­wick­lung. Ich kann mir dadurch auch bes­ser aus­su­chen, wel­che Auf­trit­te zu mir pas­sen. Nach neun Jah­ren kann ich nun sagen, dass ich gut ange­kom­men bin. Ich bin in Linz zuhau­se. Ich habe mich durch­ge­setzt. Lei­der bin ich dabei ein­sam geblie­ben.„
Auf­ge­zeich­net von Ernst Schmiederer

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