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Samstag, 07. Dezember 2019

Für einen umherirrenden Freund.

Zuletzt geändert am 23. Oktober 2022

Eine Ein­lei­tung von Ernst Schmiederer 

Im August hat sich Nawid von uns ver­ab­schie­det. Hier, in Öster­reich, konn­te er nicht blei­ben, weil ihn unser Rechts­staat nach Afgha­ni­stan schi­cken woll­te. Dort woll­te er nicht hin, weil er – aus vie­len guten Grün­den – um sein Leben fürch­tet. So hat er sich nach mehr als 1.000 schö­nen und schwe­ren Tagen in Öster­reich ver­zwei­felt und ver­ängs­tigt wie­der auf den Weg gemacht. Und wir, sei­ne Freun­din­nen und Freun­de in Öster­reich, haben das Nach­se­hen. Wir haben ver­sagt. Es ist uns nicht gelun­gen, dem jun­gen Nawid ein wür­di­ges Leben in der Sicher­heit unse­res Hei­mat­lan­des zu ermöglichen. 

Das tut, ers­tens, weh; Nawid ist uns über die Jah­re sehr ans Herz gewach­sen. Es ist, zwei­tens, ein wirk­lich beschä­men­des Gefühl, weil sich ein­mal mehr zeigt, dass die dün­ne Decke unse­rer Zivi­li­sa­ti­on noch dün­ner ist als befürch­tet. Und oben­drein macht es natür­lich wütend. Dass Nawid – wie in die­sen Wochen und Mona­ten so vie­le ande­re auch – unser Land ver­las­sen muss, ist kei­ne Natur­ka­ta­stro­phe, son­dern das Pro­dukt von zyni­scher Poli­tik, sys­te­mi­scher Feig­heit und schlich­tem Man­gel an Empa­thie.

Damit will ich mich nicht abfin­den! Ich habe in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auch im Rah­men mei­ner Arbeit, beim Sam­meln von Lebens­ge­schich­ten, von Geschich­ten der Gegen­wart, vie­le neue Men­schen ken­nen­ge­lernt – Frau­en, Män­ner und Kin­der, die mein Leben eben­so berei­chern wie vie­le, die ich schon lan­ge ken­ne. Die­se Men­schen (und ihre Geschich­ten) las­sen mich mit aller gebo­te­nen Vor­sicht zu dem Schluss kom­men, dass wir mit­ein­an­der stark genug sind, um Schritt für Schritt an unser Ziel – ein wür­de­vol­les Leben für alle – zu kommen. 

In einem klei­nen ers­ten Schritt soll­ten wir dafür sor­gen, dass zumin­dest jene Men­schen, die seit über drei Jah­ren als Asyl­wer­ben­de bei uns sind, ein bedin­gungs­lo­ses Auf­ent­halts­recht in die­sem Land – ein #hier­blei­be­recht – bekommen. 

Tag für Tag wer­den Men­schen in Schub­haft gesperrt, die aus ihrer Hei­mat ver­trie­ben wor­den sind und des­halb ver­sucht haben, in Öster­reich ein Leben in Wür­de zu füh­ren. Immer wie­der wer­den sol­che Men­schen abge­scho­ben – übri­gens auch nach Afgha­ni­stan, obwohl Krieg und Gewalt dort bekann­ter­ma­ßen so all­täg­lich sind wie das Jam­mern der Mie­sel­süch­ti­gen und Übel­ge­laun­ten hier­zu­lan­de. Und immer wie­der flüch­ten Men­schen wei­ter in ande­re Län­der, zuletzt vor allem nach Frank­reich oder Ita­li­en, weil unser Land nicht bereit ist, sie auf­zu­neh­men, sie zu beschüt­zen. Weil unser Land die Ver­trie­be­nen wei­ter ver­treibt. Nawid Nade­ri ist einer die­ser immer wei­ter Vertriebenen.

Als Afgha­ne ist er vor 22 Jah­ren mit dem Kains­mal … (Aus: „Nawid ist weg. Ein Buch für einen umher­ir­ren­den Freund“, her­aus­ge­ge­ben von Ernst Schmiederer)

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