Gerade ist mein erstes Buch erschienen: „Tödliche Delicatessen, ein kulinarischer Roman“. Bis jetzt war ich als Restaurantkritiker, Literaturkritiker und Publizist, vor allem für diverse Stadtzeitungen in Berlin und Wien tätig. Nun darf ich mich ganz offiziell Schriftsteller nennen. Ich habe ja schon einiges geschrieben in meinem Leben. Über das Essen, über das Trinken, über das Reisen und als Literaturkritiker natürlich über Bücher. Aber ein eigenes Buch zu veröffentlichen ist doch was Besonderes. Und so springe ich nun mit Elan in den großen Pool des Literaturbetriebes. Ich vermarkte mich, reise zu Lesungen, habe auf meine Visitenkarte „Schriftsteller“ geschrieben. Und Fanpost kriege auch schon – in Maßen zwar, aber immerhin.
Journalistisch groß geworden bin ich beim Stadtmagazin „Zitty“ in Berlin. Vom Praktikanten habe ich mich da zum Chefredakteur für Sonderprojekte entwickelt. Mit dem Krimi vollziehe ich nun literarisch meinen Abschied von Berlin als auch meinen Ausstieg aus dem Gewerbe des Restaurantkritikers nach. Im Buch geht es um einen gefürchteten Gastropapst, der bei der Eröffnung eines Berliner Gourmet-Tempels tot in seinen Pudding kippt. Am Ende übersiedeln die überlebenden Protagonisten nach Wien. An diesem Punkt schreibe ich nun weiter.
Ich habe mir dafür eine kleine Schreibstube über der Donau gemietet. Und zur Stärkung erkunde ich zwischendurch die Wiener Wirtshauskultur. Was gibt es Besseres als ein echtes Wiener Schnitzel mit Erdäpfel-Vogerlsalat? Wo sonst wird so bodenständig, authentisch und doch mit so viel frischen Impulsen gekocht wie im Wiener Beisl? Diese Mischung aus traditioneller Deftigkeit und heutiger Leichtigkeit gefällt mir sehr gut.
Ich möchte Wien nicht mehr gegen Berlin tauschen. Ich bin zwar noch häufig in Berlin, weil meine Tochter dort lebt. Aber die Stadt ist mir einfach zu anstrengend, zu kaputt, zu unharmonisch. Die Berliner pendeln heftig zwischen Provinzialität und Selbstüberschätzung. Wien ruht dagegen in sich selbst. Man ist hier schön gelassen, weniger angeberisch und viel selbstbewußter als in Berlin. Was ich bei all dem aber nicht verstehe: Warum sind die Wiener so schlecht drauf? Mitunter ist diese schlechte Laune richtig ansteckend, ich selbst bin schon ein halber Grantler geworden. Leider kann man so was schlecht per Dekret abschaffen. Aber wenn die Leute einfach öfter raus kommen und nach Berlin oder Hamburg oder Zürich fahren würden, dann sähen sie wie schön sie es in Wien haben. Dann wüssten sie, dass ihre schlechte Laune völlig unbegründet ist. Ansonsten würde ich nur noch eins anregen: Fiaker abschaffen. Diesem grotesken, lächerlichen, nostalgischen, anachronistichen, tierquälerischen, stinkenden Kitsch soll man endlich ein Ende bereiten!