Singer and Composer, schreibt sie als Berufsangabe: Maria Neckam kommt aus Korneuburg, lebt in New York City und tritt z.b. heute abend (11. Mai 2010 – 7pm) dort auf. In der 55Bar @ 55 Christopher Street. Mit ihrer wunderbaren Band: Nir Felder (guitar), Samir Zarif (tenor sax), Glenn Zaleski (keys), Chris Tordini (bass) and Colin Stranahan (drums). Und ihrer Stimme, über die John Swenson im Off Beat Magazin schreibt: „Her supple, reedy voice hits the notes clearly and has that wonderful quality of
articulating syllables as notes rather than words.“ Ausdrücklich verwiesen sei noch auf die Qualität ihrer Texte („quirky, provoking, poetic“, sagen sie auf Jazz.com). Sollte sich New York heute nicht ausgehen, empfehlen wir ihr jüngstes Album „Deeper“ – Euro 8,99 auf iTunes.
QUOTE (aus kunstSTOFF, Nr. 4/2009):
Die reiche Wiener Musiktradition hat mich schon früh fasziniert. Ich habe als kleines Mädchen zu singen begonnen. Mit zwölf Jahren habe ich Musik geschrieben. Ich habe Klavierunterricht bekommen. Dann Gitarre, Bass und Gesang gelernt. Als Teenager bin ich mit der Rock-Band Sounds of Silence aufgetreten und solo unter dem Namen Knecke. Ob Klassik oder Pop, ob Musical, Rock oder Punk, ob Jazz oder Triphop – ich kann mich für jedes Genre und jeden Stil begeistern.
Aus dieser kindlichen Prägung hat sich mein Ausbildungsprogramm entwickelt. Ich habe beim Studium des Jazzgesang am Konservatorium in Amsterdam Musiker aus aller Welt kennen gelernt und von diesen Bekanntschaften stark profitiert, in dem ich mich auf neue Klänge und Stile eingelassen habe. 2005 bin ich nach New York weitergezogen, um an der Manhattan School of Music meinen „Master of Music“ zu machen. Zwei Jahre lang habe ich dort Jazzgesang, Indische Musik und Klassische Komposition studiert. Meine Gesangslehrerin hat früher mit Herbie Hancock gearbeitet, der Tabla-Lehrer mit Ravi Shankar. Dazu hatte ich noch das Glück, in Nils Vigeland einen großartigen Komponisten als Lehrer zu haben. So wurden all meine musikalischen Interessen bestens bedient. Dass ich nebenher noch die Jazzszene dieser großartigen Stadt aktiv erkundet habe, versteht sich da fast von selbst. Noch heute trete ich regelmäßig in New Yorker Clubs auf, die ich in den Jahren kennengelernt habe – in der „55Bar“, dem „Cornelia Street Café“ und der „Bar Next Door“.
Im Augenblick mache ich meinen neues Album („Deeper“) fertig und experimentiere dabei nach einem schlichten Rezept: ich will aus wenig viel machen. Dazu nehme ich meine eigene Stimme und dopple sie mit einem Glockenspiel auf. Ich bringe die Rollen der Instrumente durcheinander, um neue Klänge zu erzeugen. Ich schreibe Pop- und Rockmusik, die ich dann von Jazzmusikern spielen lasse. Ich zwinge Virtuosen dazu, extrem einfache Dinge zu spielen. Auf diesem Weg lerne ich, kleine Effekte bestmöglich zur Geltung zu bringen. Am Ende soll dabei Musik entstehen, die Tiefgang hat und doch jeden Zuhörer berührt, ganz unabhängig von seinem Hintergrund oder seiner musikalischen Bildung.
Dass ich meine Rolle als Künstlerin so ernst nehme, hat auch damit zu tun, dass ich den Nichiren Buddhismus praktiziere. Von Nichiren, einem buddhistischen Mönch im Japan des 13. Jahrhunderts, lernen wir, dass der Respekt vor der Würde des Menschen all unserem Tun zugrunde liegen soll. Als Künstlerin will ich demnach einen positiven Einfluss in der Gesellschaft auszüben. Ich bemühe mich, in meiner Musik nicht nur über missglückte Liebschaften zu jammern, sondern auch Werte zu vermitteln. Selbstvertrauen etwa. Verständnis für andere. Offenheit. Und eine grundsätzlich positive Einstellung zum Leben: man kann schaffen, was man schaffen möchte.
In New York bin ich zuhause. Gut integriert, könnte man sagen: vor meiner Haustür liegt der weitläufige Prospect Park, in dem ich möglichst oft spazieren gehe oder mich mit Freunden zum Grillen treffe. Um die Ecke habe ich ein gemütliches Cafe, das viele Musikerfreunde frequentieren. Überhaupt wirkt unser Viertel, in dem viele Zuwanderer aus der Karibik leben, wie ein Musikerdorf: wo man auch geht, man hört jemanden üben oder proben. Wunderbar.
Aufgezeichnet von Ernst Schmiederer