Ein Gefühl der Verlorenheit erschöpft und deprimiert viele Franzosen heutzutage. Sie halten sich für vergessen, für unverstanden. Sie fühlen sich ausgeschlossen aus der Welt der Gesetze, der Welt der Regierenden, der Institutionen und der Medien. Die Lage ist alarmierend, denn auf dem Spiel steht sowohl die Würde der Individuen als auch die Lebendigkeit der Demokratie.
Verfasst wurde dieses Manifest als Fundament für das Projekt Raconter la vie / Das Leben erzählen. Eine Buchreihe und eine Website, die dem Erzählen und dem Dokumentieren von Lebensgeschichten dienen, sollen den Mangel an Repräsentation beheben, sollen also eine Art Parlament der Unsichtbaren entstehen lassen.
Die Lektüre zeigt, dass Rosanvallons Analyse über Frankreich hinaus relevant und somit durchaus als Handlungsanleitung für eine Erneuerung Europas zu lesen ist. Indem Menschen ihre Geschichten erzählen, verändern sie die Zustände, unter denen sie und unsere Gesellschaften leiden.
Pierre Rosanvallon ist Professor für neuere und neueste politische Geschichte am Collège de France.