Frühjahr 2013, Lagebericht aus Krisen-Europa. Nie zuvor waren so viele Jugendliche von Arbeitslosigkeit betroffen. Bei der jüngsten Zählung lag die Rate in der Europäischen Union mit 23 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Dass Griechenland und Spanien das Ranking mit Werten weit jenseits der 50-Prozent-Marke anführen, mündet in Talkrunden meist in einen Verweis auf die besondere Situation dieser Länder. Dass die Jugendarbeitslosigkeitsquote in Deutschland und Österreich am anderen Ende der Skala bei unter neun Prozent rangiert, wird im Vergleich dann erleichtert kommentiert: ein dreifach Hoch dem dualen Ausbildungssystem! Reichlich spät werden in Brüssel – phantasiearme – Pläne geschmiedet, zaghaft werden – bescheidene – Pakete geschnürt. Wer bei alledem kaum zu Wort kommt, sind die Betroffenen selbst.
Für diesen Band haben 157 Lehrlinge in drei Vorarlberger Berufsschulen aus ihrem Leben erzählt:
„Nachdem ich die HAK abgebrochen habe, war ich arbeitslos. Fünf Monate zu Hause, keine Schule, keine Arbeit, das hat mich psychisch fertiggemacht. Ich war wirklich 24 Stunden nur zu Hause. Dank meiner Tante habe ich diese Lehrstelle gefunden.“ Aydan, 19
„Seit ’nem halben Jahr bin ich vom Ritzen erlöst. Mit neun angefangen zu rauchen, GRUPPENZWANG. Mit 17 aufgehört. Mein Leben war auf ’ner falschen Bahn. Durch meine beste Freundin habe ich alles geschafft, was ich, wenn ich tot wäre, nie erreicht und erlebt hätte.“ Anonym, 17
„Vor einem halben Jahr kamen meine Eltern auseinander, und das erschütterte die ganze Familie. Als ältester Sohn bin ich jetzt zu Hause bei meiner Mama der Mann im Haus und versuche das Bestmögliche zu geben. In der Drogenszene bin ich schon lange nicht mehr, und auf das bin ich auch sehr stolz. Vor acht Monaten traf ich meine große Liebe, und ich bin bis jetzt mit ihr glücklich zusammen. Ich bereue keinen Augenblick mit ihr.“ Pascale, 17