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Dienstag, 08. April 2025

Großartiges Spektakel

In ihrem Hinterhof-Atelier am Brigittaplatz erschafft die Malerin Andrea Bischof (61) heiter gestimmte, luftig schwebende Farbwolken – mitunter im XXL-Format.
Zuletzt geändert am 9. April 2025
Foto: ©Ernst Schmiederer

Mein Malen und mein Tun ent­wi­ckeln sich seit vier­zig Jah­ren lang­sam und ste­tig immer wei­ter. Ich begin­ne mög­lichst jeden Tag hier im Ate­lier und male drei, vier Stun­den unge­stört vor mich hin. Gera­de habe ich mit einer gro­ßen Auf­trags­ar­beit begon­nen, die bis Som­mer fer­tig wer­den muss. Dafür muss­te ich die­se fünf gro­ßen Rah­men bau­en, jeweils 2,80 Meter hoch und 2,30 breit. Mein jün­ge­rer Sohn hat mir gehol­fen, die Lein­wän­de dar­auf zu span­nen. Und jetzt mache ich mich jeden Mor­gen ans Werk und baue Farb­schicht um Farb­schicht luf­tig auf. Und irgend­wann wer­den die­se Panele naht­los anein­an­der sto­ßend in einem Radio­lo­gie-Zen­trum in Melk hof­fent­lich vie­len Men­schen Freu­de bereiten.

Ich ver­wen­de Ölfar­be, da mich die am bes­ten Trans­pa­renz und Leucht­kraft erzeu­gen las­sen. Je län­ger ich so an einem Bild arbei­te, um so mehr kom­men die Far­ben an die Ober­flä­che. Weil vie­le Ein­drü­cke der Natur in mei­ne Arbei­ten ein­flie­ßen, bezeich­ne ich mich als abs­trak­te Impres­sio­nis­tin. Mei­ne Bil­der erin­nern oft an Stim­mun­gen und Atmo­sphä­ren, die man meint, gese­hen und erlebt zu haben. 

Bischof Oelfarben

Vor ein paar Tagen hat­te ich noch in Tirol zu tun. In einem schö­nen, alten Haus, das ursprüng­lich von einem Hut­ma­cher bewohnt wur­de und jetzt einem Archi­tek­ten gehört. Für den durf­te ich im Stie­gen­haus ein über sechs Meter hohes Gemäl­de schaf­fen, vom Erd­ge­schoß bis in die Dach­schrä­ge. Dafür bin ich ein paar Wochen lang auf einem Gerüst rauf- und run­ter­ge­klet­tert. Hier im Ate­lier ist es defi­ni­tiv ein­fa­cher: da gehe ich ein paar Schrit­te zurück, um zu sehen, was ich getan habe.

In letz­ter Zeit bin ich stär­ker mit Auf­trags­ar­bei­ten beschäf­tigt. Über die Jah­re gerech­net blei­ben mir im Schnitt aber gut zwei Drit­tel für das freie Malen. Da beschäf­ti­ge ich mich dann eher mit klei­ne­ren For­ma­ten, Sei­ten­län­ge ein Meter oder eins­drei­ßig. Immer wie­der kom­men auch noch Kun­den zu mir, Samm­ler, die ich seit mei­nen Anfän­gen ken­ne. Und die Bil­der, die bei die­sen Men­schen hän­gen, arbei­ten ja auch für mich. So wie auch die­je­ni­gen, die über social media sicht­bar werden. 

Wich­tig sind aber auch die Ankäu­fe von öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen. In der Alber­ti­na, im Bel­ve­de­re, im Tiro­ler Lan­des­mu­se­um, in der Arto­thek des Bun­des sind mei­ne Bil­der ver­tre­ten. Eine beson­de­re Freu­de habe ich in die­ser Hin­sicht mit mei­nem bis­her größ­ten Bild: il gran­de spet­ta­co­lo in cie­lo. Ent­stan­den ist die­ses extre­me Quer­for­mat mit über acht Metern Brei­te als Hom­mage an die Meis­ter der vene­zia­ni­schen Male­rei. Als Dau­er­leih­ga­be ist es in der Staat­li­chen Kunst­s­samm­lung Dres­den zuhau­se – und zwar in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu Wer­ken von Vero­ne­se, Tin­to­ret­to und Tizian. 

Gebo­ren und auf­ge­wach­sen bin ich in Tirol, in Schwaz. Die­se Wur­zeln pfle­ge ich unter ande­rem, in dem ich mit mei­nen Geschwis­tern zusam­men das Eltern­haus dort nut­ze. Außer­dem tei­le ich mit Freun­den eine Woh­nung am Lido in Vene­dig. Die Ein­drü­cke, die ich dort samm­le, das Licht, die Far­ben hin­ter­las­sen inten­si­ve Spu­ren in mei­nen Bil­dern. Genau wie die Ener­gie, die ich aus mei­nem Leben in Wien bezie­he. Vor 30 Jah­ren habe ich mich aus dem 9. Bezirk über die Frie­dens­brü­cke in den 20. vor­ge­wagt. Der Grund war ganz prag­ma­tisch: mit mei­nem Bud­get konn­te ich mir hier ein Zim­mer mehr leis­ten. Und das hat über die Zei­ten hin­weg für mei­ne Male­rei einen wesent­li­chen Unter­schied gemacht: die Licht­ver­hält­nis­se im Ate­lier sind mit der Fens­ter­front Rich­tung Nord­os­ten nahe­zu ide­al. Und die Umge­bung ist wun­der­schön und freund­lich. Im Augar­ten habe ich mit mei­nen Söh­nen viel Zeit ver­bracht. Und schließ­lich bin ich als Car­ni­vo­re mit dem Fleisch­an­ge­bot der tür­ki­schen Händ­ler am Han­no­ver­markt bes­tens bedient. Ich muss es immer wie­der sagen: wir haben es schon sehr gut hier.

auf­ge­zeich­net von Ernst Schmie­de­rer; ver­öf­fent­licht auf zwischenbrücken.at am 31.3.2025
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