0
 0,00 EUR 0 Produkte

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

home | Zentral im Zwanzigsten
Montag, 24. März 2025

Zentral im Zwanzigsten

Ola Szwarc (38) und Nadim Amin (36) bekochen und bewirten ihre Gäste in der Rosebar Centrala auf der Rauscherstraße – gediegen, weltläufig, osteuropäisch. Kurz: unvermeidlich.
Zuletzt geändert am 24. März 2025
Ola Szwarc und Nadim Amin bewirten im Zwanzigsten
Foto: ©Christopher Mavric

Wir hat­ten viel gemein­sam, schon lan­ge bevor wir uns ken­nen­ge­lernt haben. Dass wir ein­an­der dann in Lon­don über den Weg gelau­fen sind, lässt sich als ers­te Kon­se­quenz dar­aus ver­ste­hen. Denn irgend­wie hat auch alles Wei­te­re damit zu tun. Aber der Rei­he nach: Ola ist in War­schau auf­ge­wach­sen, hat nach dem Stu­di­um der Lite­ra­tur- und Kunst­ge­schich­te 2013 dort eine klei­ne Bäcke­rei auf­ge­macht und davon geträumt, eines Tages ihr eige­nes Lokal zu füh­ren. Ich bin – mit mei­ner Kärnt­ner Mut­ter und mei­nem aus Kai­ro stam­men­den Vater – in Graz groß gewor­den, habe in Wien Inter­na­tio­na­le Ent­wick­lung stu­diert und woll­te ein Hand­werk lernen.

Unab­hän­gig von ein­an­der hat­ten wir bei­de ein Lieb­lings­koch­buch und zogen bei­de dar­aus die­sel­be Idee: Moro, The Cook­book von Sam & Sam Clark, einem Ehe­paar, das ein mar­ro­ka­ni­sches Lokal im Lon­do­ner Stadt­teil Cler­ken­well betreibt. Ich habe mich dort als Küchen­hil­fe bewor­ben und in zwei­ein­halb Jah­ren zum Sous Chef hoch­ge­ar­bei­tet. Als ich schon gekün­digt und nur noch ein Monat zu arbei­ten hat­te, stand Ola eines Tages in der Küche. Auch sie war über das Buch ange­fixt mit dem Ziel nach Lon­don gekom­men, im Moro zu arbei­ten. Trotz mei­nes Job­wech­sels haben wir Kon­takt gehal­ten und wur­den ein Jahr spä­ter ein Paar.

Inzwi­schen sind sie­ben gemein­sa­me Jah­re ins Land gezo­gen. Zuerst haben wir in Nord­ost-Lon­don ein Pop-up-Lokal auf­ge­zo­gen und es Cen­tra­la genannt. Den Namen hat­ten wir von den gro­ßen Märk­ten in pol­ni­schen Städ­ten gelie­hen. Wir haben Borschtsch und Zwetsch­ge­n­knö­del gemacht, Fisch in Aspik, Polen­ta und Mat­ze­knö­del, alles mit­tel- und ost­eu­ro­pä­isch geprägt. Gelebt haben wir dabei sehr beschei­den, zu zweit in einem 10-Qua­drat­me­ter-Zim­mer mit Mäu­sen und einem Klo am Gang.

Schon da war klar, dass wir irgend­wann unser eige­nes Lokal machen wer­den. Wir haben Lis­ten geschrie­ben mit Pro- und Kon­tr­a­ar­gu­men­ten: Sol­len wir nach War­schau, nach Kroa­ti­en oder nach Ita­li­en gehen? Schließ­lich fiel die Wahl auf Wien. Im Febru­ar 2020, weni­ge Wochen vor dem Lock­down haben wir die Woh­nung in der Bri­git­ten­au gefun­den, in der wir heu­te mit unse­rer klei­nen Toch­ter Fran­ka leben.

Erst in Wien haben wir rea­li­siert, dass schon Olas Urgroß­mutter Wur­zeln in die­ser Stadt hat­te. Noch als Kind war sie mit ihren Eltern Anfang des 20. Jahr­hun­derts nach Polen, in die heu­ti­ge Ukrai­ne übersiedelt.

Nach­dem wir in Lon­don so eng gewohnt hat­ten, war hier genug Platz, um etwa ein Dut­zend Men­schen zum Essen in unse­re Woh­nung laden zu kön­nen. Auf Insta­gram haben wir die­se Aben­de als Cen­tra­la Sup­per Clubs bewor­ben und Leu­te ken­nen­ge­lernt, die uns jetzt auch in unse­rer Rose­bar Cen­tra­la in der Rauscher­stra­ße besu­chen. Die Gerich­te haben sich seit unse­ren Lon­do­ner Tagen noch ein bissl mehr nach Ost­eu­ro­pa ent­wi­ckelt. Wir haben die klas­si­sche Sau­er­teig­sup­pe Zur auf der Kar­te, Salz­gur­ken mit Vod­ka Shot und fer­men­tier­tes Kraut.

Wir sind kein In-Lokal son­dern nie­der­schwel­lig im Zugang. Wir ver­zich­ten auf Schäum­chen und Geschmackstüp­fel­chen, legen aber Wert auf beson­ders gutes Gemü­se und stel­len sicher, dass tie­ri­sche Pro­duk­te grund­sätz­lich bio-zer­ti­fi­ziert sind. Gera­de haben wir vom „Kraut­werk“ in Großmugl die­se wun­der­schö­nen flower­sp­routs bekom­men, eine Kreu­zung aus Grün­kohl und Kohl­spros­sen. Ganz neu sind wir jetzt beim Wein­ver­trieb „wines paysans“ ein­ge­stie­gen, um vor allem auch Wei­ne von klei­nen Win­zern in Frank­reich und Ita­li­en anbie­ten zu können.

Auf der Suche nach die­sem Lokal sind wir fast zwei Jah­re lang wie getrie­ben durch den zwei­ten und den 20. Bezirk gezo­gen. Wir haben Grund­buch­aus­zü­ge recher­chiert, an unge­zähl­te Türen geklopft und bei­de Bezir­ke inten­siv erforscht.

Über einen Freund haben wir schließ­lich Ralf Herms und sei­ne Design­agen­tur Rose­bud ken­nen­ge­lernt, die sich mit ihrem Büro gera­de hier ein­ge­mie­tet hat­te und jeman­den such­te, der die ande­re Hälf­te der Räum­lich­kei­ten als Lokal betrei­ben woll­te. Bin­go. Das waren wir. Seit­her blüht und gedeiht die­se Part­ner­schaft, die sowohl im Inte­ri­eur des Lokals als natür­lich auch im Namen deut­lich Akzen­te gesetzt hat.

Auf­ge­zeich­net von Ernst Schmie­de­rer; erschie­nen auf zwischenbrücken.at, 17.03.205
Teilen Sie diesen Beitrag
© 2025 blinklicht media lab
blinklicht medien rat & tat gmbh
Heinestraße 34/1b
1020 Wien
UID: ATU 62892007
FN: 283345i
usercartmagnifiermenu-circlechevron-down-circle
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram